Mögliche US-Zölle auf EU-Produkte sind Risiko für den Maschinenbau

von Hubert Hunscheidt

Eine Trump 2.0-Regierung wäre nicht mit der ersten Amtszeit von Donald Trump vergleichbar. Der größte Unterschied liegt in einem möglichen generellen Zoll von wahrscheinlich 10 Prozent auf alle Importe weltweit, auch aus Deutschland und den anderen EU-Mitgliedstaaten. Laut einer Umfrage unter VDMA-Mitgliedsunternehmen in den USA stellt diese denkbare Zollthematik das größte Risiko-Potenzial für europäische Unternehmen mit US-Geschäft dar.

Zolldrohungen ernst nehmen

Der VDMA hat für seine Mitglieder eine ausführliche Analyse von Trumps Wahlprogramm erstellt und damit verbunden denkbare Auswirkungen auf das US-Geschäft beschrieben. „Trotz Trumps Rhetorik gegenüber Europa und Deutschland konnte unsere Industrie in der ersten Amtszeit Trumps seine Geschäfte auf dem amerikanischen Markt ausbauen“, erklärt Ulrich Ackermann, Leiter der VDMA-Außenwirtschaftsabteilung.
„Aber die europäischen Maschinen- und Anlagenbauer waren in dieser Zeit auch nur in Ausnahmefällen mit zusätzlichen Hemmnissen auf dem US-Markt konfrontiert. Das würde sich aber bei einer Wiederwahl Trumps wahrscheinlich ändern. Deshalb fordern wir unsere Mitgliedsunternehmen auf, die Zolldrohungen ernst zu nehmen.“

Um an dem stark wachsenden US-Maschinenmarkt zu partizipieren und als Reaktion auf den weltweit zunehmenden Protektionismus lokalisieren immer mehr VDMA-Mitgliedsunternehmen Teile ihrer Produktion in den USA. „Sollte eine Regierung Trump 2.0 weltweite Zölle einführen, dürfte der in den letzten Jahren stark gewachsene Trend zur Lokalisierung noch weiter beschleunigen werden“, sagt Ackermann.
„Die Mehrheit unserer Mitglieder sind jedoch kleine und mittlere Unternehmen, die oft weder personell noch von den finanziellen Ressourcen her in der Lage sind, Produktionskapazitäten in der ganzen Welt aufzubauen. Sie sind und bleiben vom Maschinenexport aus Europa heraus abhängig, was das US-Geschäft schwieriger machen dürfte.“

Handelspolitik steht im Fokus

Das bisher bekannte Wahlprogramm der Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris, signalisiert eine Fortsetzung der Handelspolitik der Biden-Ära. Diese zeichnete sich durch die Verbesserung der Beziehungen zu den wichtigsten Verbündeten, die Stärkung der kritischen Lieferketten und massive Industriesubventionen aus, insbesondere für erneuerbare Energien und die Produktionsinfrastruktur. Dieser Fokus war eine klare Abkehr von der historischen Handelsagenda, die sich auf niedrige Zölle und wenig staatlichen Einfluss konzentrierte. Das Programm von Harris lässt aktuell keine Pläne erkennen, neue Zollschranken für europäische Importe zu errichten.

Die USA sind der mit weitem Abstand wichtigste Exportmarkt und ausländische Investitionsstandort für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau. „Der US-Markt wird für unsere Branche weiterhin von entscheidender Bedeutung sein, unabhängig vom Wahlausgang. Die Vereinigten Staaten haben große Ambitionen für eine Reindustrialisierung und brauchen dafür europäische Technologien. Deshalb wären neue Einfuhrzölle auf EU-Produkte kontraproduktiv für diese Bemühungen. Wir hoffen, dass dies am Ende des Tages auch von den für die Handelspolitik Verantwortlichen erkannt wird“, hofft Ackermann.

Quelle: VDMA / Foto: Fotolia

Zurück