Metallgewebe als Spiegel einer Öl-Metropole

von Alexander Kirschbaum

In Pasadena entstand bereits 1990 auf Initiative der ortsansässigen Industrie das Houston Area Safety Council (HASC) als gemeinnützige Einrichtung für Sicherheitstrainings. Im nur 15 Kilometer von Houston entfernt liegenden Vorort entstand dann ab 2009 in drei Bauabschnitten der neue Campus des HASC.  Der Bau einer 1.580 Quadratmeter großen arbeitsmedizinischen Klinik mit Akutversorgung markierte den dritten und bislang letzten großen Bauabschnitt.

Ein komplett verglaster halbrunder Eingangsbereich unterstreicht die einladende Wirkung des Baus. Sein geständertes Vordach trägt den Kliniknamen und wird zugleich zur Bühne für eine der halbrunden Gebäudeform folgenden Dachbalustrade aus Edelstahlgewebe. Das Gewebe gewährleistet effizienten Sonnenschutz für die zurückgesetzten Fenster in der oberen Etage. Dennoch erlaubt es von dort aus einen ungehinderten Blick in die Grünanlagen des Campus. Trotz seiner filigranen Wirkung widersteht es zuverlässig den in der Region häufig auftretenden Hurrikans. 

Ausschlaggebender Impuls für die Wahl dieses Gewebes war für die Architekten jedoch die spezifische Gewebekonstruktion, die eine Bildgebung durch Etching ermöglicht. Ihr Entwurf sah eine bebilderte Balustrade als identitätsstiftendes Gesicht der Klinik vor, die das Arbeitsleben der Region und damit den Fokus des HASC visualisiert. So zeigt das von Kirksey entworfene Motiv die Skyline von Houston mit Wolkenkratzern, Bohrtürmen, Schloten und Kränen mit Menschen, die dort arbeiten. Diese vielschichtige Perspektive wurde scherenschnittartig in einem von GKD-USA eigens entwickelten, speziellen Etchingverfahren auf das Edelstahlgewebe appliziert. Hierfür bot die glatte Oberfläche und relativ dichte Struktur des Omega-Gewebes besonders gute Voraussetzungen. GKD modifizierte die metallische Oberfläche mit einem Strahlmittel so, dass die zum Teil sehr filigrane Vorlage fein konturiert erschien.

Panoramabild der Region

Im Normalfall werden beim Etching alle Flächen, die nicht verändert werden sollen, sorgfältig mit einer Maske abgedeckt. Die Komplexität des von Kirksey Architekten vorgegeben Motivs stellte die Gewebespezialisten jedoch vor die Herausforderung, mehrere Betrachtungsebenen zu gestalten, um dem Bild die gewünschte räumliche Tiefe zu verleihen. Anders als bei einem Gemälde können beim Etching Dimensionen,  Perspektive und Tiefe aber nicht durch unterschiedliche Farbgebung gestaltet werden. In Tests entwickelte GKD deshalb ein Verfahren, mit dem die Motivvorlage in der verlangten Detailtreue und räumlichen Wirkung gestrahlt werden konnte. So entstand auf einer Gesamtfläche von 100 Quadratmetern, die sich aus sieben Paneelen – jede 3,4 x 4,3 Meter groß – zusammensetzt, ein optisch nahtloses Panoramabild des geschäftigen Treibens der Region. Ohne weitere Oberflächenbehandlung ist diese Bildwelt dauerhaft witterungs- und UV-beständig.

Quelle: GKD  Artikelfoto: Die Komplexität des Motivs musste durch Etching in mehreren Betrachtungsebenen eingebettet werden, um dem Bild die gewünschte räumliche Tiefe zu verleihen. (Foto: Slyworks Photography)

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