Mario Monti: Camerons Brexit-Politik ist "zynisch"
von Hans Diederichs
Mario Monti, der ehemalige italienische Ministerpräsident und frühere EU-Wettbewerbskommissar, hat in seiner Rede anlässlich der Auszeichnung mit dem Weltwirtschaftlichen Preis 2016 am Wochenende den britischen Premierminister David Cameron scharf kritisiert. Die Ankündigung eines EU-Referendums sei ein zynisches Manöver gewesen, das alleine dem Machterhalt Camerons in der Partei gedient habe.
„Bei allem Respekt und bei aller Sympathie, die man für David Cameron haben kann: Seine Ankündigung eines Referendums vor drei Jahren ist die Quintessenz einer zynischen politischen Entscheidung", sagte Monti. "Glaubt irgendjemand, das war im Interesse Europas? Oder auch im Interesse des Vereinigten Königreiches? Oder auch nur im Interesse seiner Partei? Nein, wir sind alle sicher, und waren es von Anfang an, dass dies nur dazu diente, die Führungsmacht in der Partei zu sichern und auszubauen. Und die Gefahr ist jetzt, dass eine historische Errungenschaft untergraben wird und dass dieses Manöver, auf das wir alle - wie ich finde - viel zu höflich reagierten, die Arbeit von Generation von Europäern zunichtemacht.“
Schlechtes Wetter dürfte Wahlbeteiligung drücken
Die Briten stimmen am Donnerstag, den 23.06. über den Austritt aus der EU ab. Laut Financial Times liegen Gegner und Befürworter des Austritts exakt gleich auf, rund 12 Prozent der britischen Wähler sind immer noch unentschlossen. Für den Donnerstag ist in Großbritannien schlechtes Wetter angesagt, was sich negativ auf die Wahlbeteiligung auswirken und tendenziell das Lager der Brexit-Befürworter stärken könnte. Die Anhänger eines Austritts wie Londons Ex-Bürgermeister Boris Johnson traten in der Vergangenheit wesentlich emotionaler auf als die Gegner eines Brexit. Kurz vor dem Referendum begann die Nachfrage nach US-Dollar und Euro im Vereinigten Königreich sprunghaft zu steigen.
Quelle: IfW Kiel, marketSTEEL; Vorschau-Bild: Rainer Sturm / pixelio