Luftfahrt: Digitalisierung ändert Geschäftsmodelle

von Hans Diederichs

In der globalen Luft- und Raumfahrtbranche sowie der Verteidigungsindustrie (A&D) gewinnt die Digitalisierung an Bedeutung. 98 Prozent der von Roland Berger befragten Top-Manager erwarten durch den digitalen Wandel erhebliche Veränderungen in der Branche. Allerdings sind sich nur fünf Prozent bewusst, was das wirklich für sie heißt. Und gerade mal ein Drittel glaubt, dass hierdurch weiteres Wachstum und Gewinne entstehen werden.

Die Hälfte der Befragten sieht vielmehr nur Verbesserungen auf der Ertragsseite durch die Möglichkeit, effizienter, schneller und kostengünstiger zu produzieren. Das sind einige der Ergebnisse der neuen Studie von Roland Berger "A&D Management Issues Radar 2016 - Aerospace industry: turning point ahead?". Befragt wurden 200 Top-Manager aus rund 90 Unternehmen in 20 Ländern.

Risiken der Digitalisierung werden unterschätzt

"Ein Großteil der Hersteller scheint die Risiken durch die Digitalisierung für ihr bestehendes Geschäftsmodell immer noch zu unterschätzen", sagt Manfred Hader, Leiter der Aerospace & Defence Practice von Roland Berger. Offenbar fehle vielen das Know-How, um eine geeignete Strategie entwickeln zu können.

Für die Flugzeugbauer und Zulieferer in der zivilen Luftfahrt hat die Produktion in den kommenden 12 Monaten die höchste Priorität. Denn die starke Nachfrage, vor allem aus Asien, stellt die Branche vor große Herausforderungen: Damit die Produktion nicht ins Stocken gerät, müssen Kapazitäten hochgefahren werden und Zulieferer pünktlich liefern. Auch im Verteidigungssektor steht das Produktionsmanagement an oberster Stelle, denn steigende Verteidigungsbudgets, vor allem in Europa, führen zu einer höheren Nachfrage. Fast 90 Prozent der Befragten gehen von steigenden bzw. stabilen Verteidigungsbudgets aus.

Budgets für F&E steigen weiter

Obwohl die großen Entwicklungsprogramme in der zivilen Luftfahrt und im Verteidigungssektor bereits abgeschlossen und derzeit keine neuen Programme geplant sind, bleiben die F&E-Kosten weiterhin hoch. Früher waren ausschließlich besondere Leistungsmerkmale bei Bauteilen oder Ausstattungen gefragt. Heute sind die OEMs kostensensitiver und fordern günstigere Alternativen, die schnell lieferbar und flexibel einsetzbar sind. Innovationen werden daher immer wichtiger, doch die Branche tut sich schwer, im Bereich F&E neue Wege zu gehen. OEMs wälzen diese Aufgabe gerne auf die Lieferanten ab.

Insgesamt blickt die zivile Luftfahrt etwas verhaltener in die Zukunft als im Vorjahr. Rund ein Drittel der Befragten glaubt, dass sich das Wachstum in den kommenden drei bis fünf Jahren abschwächen wird. Die Produktionskapazitäten werden dennoch ausgebaut, um rechtzeitige Auslieferungen sicherzustellen. Dies setzt allerdings voraus, dass auch die Zulieferer Schritt halten können. "Flugzeughersteller sollten daher gegenüber den Lieferanten noch transparenter kommunizieren, um zukünftige Schwierigkeiten in der Supply Chain zu vermeiden", rät Roland Berger-Partner Manfred Hader.

Die komplette Roland-Berger-Studie können Sie hier als PDF herunterladen.

Quelle: Roland Berger; Foto: Marlies Schwarzin  / pixelio.de

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