Absichtserklärung zum Aufbau einer nordamerikanischen Lieferkette
von Hubert Hunscheidt
Wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur „Ambition 2039“: Mercedes-Benz und schwedisches Start-up H2 Green Steel (H2GS) vereinbaren jährlichen Bezug von rund 50.000 Tonnen nahezu CO₂-freien Stahl pro Jahr, der in verschiedenen Serienmodellen eingesetzt werden soll
“Local for Local”: Mercedes-Benz und H2GS streben an, ihre Partnerschaft um den Aufbau einer nachhaltigen Stahllieferkette in Nordamerika zu erweitern
Nachhaltiger Stahlbezug: Mercedes-Benz verfolgt gemeinsam mit diversen Stahlpartnern weltweit das Ziel einer dekarbonisierten Stahllieferkette
Mercedes-Benz hat mit dem schwedischen Start-up H2 Green Steel (H2GS) einen Liefervertrag über rund 50.000 Tonnen nahezu CO₂-freien Stahl pro Jahr für seine europäischen Presswerke unterzeichnet. Gleichzeitig vertiefen beide Unternehmen ihre Partnerschaft mit einer Absichtserklärung (MoU) zum gemeinsamen Aufbau einer nachhaltigen Stahllieferkette in Nordamerika.
Nach der Beteiligung an H2GS im Jahr 2021 ermöglicht der neue Liefervertrag Mercedes-Benz, nahezu CO₂-freien Stahl in die Serienproduktion zu bringen. Der strategische Partner plant, seine Produktion im Jahr 2025 zu beginnen.
Darüber hinaus gehen Mercedes-Benz und H2GS einen weiteren Schritt in Richtung dekarbonisierte Lieferkette: Beide Parteien streben den Aufbau einer Lieferkette für nahezu CO₂-freien Stahl in Nordamerika an. Mit der Ausweitung der strategischen Partnerschaft auf den nordamerikanischen Raum folgt Mercedes-Benz konsequent seiner Strategie, dort einzukaufen, wo produziert wird: Der perspektivisch in Nordamerika hergestellte Stahl soll in den lokalen Mercedes-Benz Produktionsstätten weiterverarbeitet werden.
„Mit dem Liefervertrag über rund 50.000 Tonnen nahezu CO₂-freien Stahl von H2 Green Steel für unsere Produktionswerke in Europa beschleunigen Mercedes-Benz und H2 Green Steel den Aufbau einer dekarbonisierten, regionalen und widerstandsfähigen Stahllieferkette. Gleichzeitig heben wir unsere Partnerschaft auf die nächste Stufe mit dem Ziel, auch im nordamerikanischen Raum einen CO₂-armen Stahlbezug sicherzustellen – ein weiterer wichtiger Schritt, um die Automobilindustrie resilienter und nachhaltiger zu machen."
Markus Schäfer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG. Chief Technology Officer, Entwicklung & Einkauf
„Gemeinsam mit unserem strategischen Partner H2 Green Steel haben wir den nächsten Meilenstein unserer "Local for Local"-Strategie im Einkauf erreicht. Aufbauend auf unserem ersten Investment in H2 Green Steel haben wir nun eine relevante Liefervereinbarung für Europa geschlossen. Darüber hinaus beabsichtigen wir, gemeinsam mit H2 Green Steel eine nachhaltige Stahlversorgung in Nordamerika aufzubauen", Dr. Gunnar Güthenke, Leiter Einkauf & Lieferantenqualität Mercedes-Benz Cars
Nahezu CO₂-freie Herstellungstechnologie
Durch den Einsatz eines neuen, innovativen Herstellungsverfahrens ist die Produktion von Stahl am Produktionsstandort H2GS nahezu CO₂-frei. Zum Vergleich: Bei der klassischen Primärstahlerzeugung im Hochofen werden im Schnitt mehr als zwei Tonnen CO₂ pro Tonne Stahl freigesetzt. In dem neuen Direktreduktionsverfahren nutzt der Lieferant für seine Stahlproduktion anstelle von Kokskohle Wasserstoff und Strom aus 100% erneuerbaren Energiequellen. Der Wasserstoff dient dabei als Reduktionsgas, das den Sauerstoff aus dem Eisenerz freisetzt und bindet. Anders als bei der Verwendung von Kokskohle entsteht dabei kein CO₂, sondern Wasserdampf. H2GS strebt einen Fußabdruck von 0,4 Tonnen CO₂ pro Tonne Stahl bei Lieferbeginn an.
“H2 Green Steel wurde als klare Antwort auf die Transformationsaufgabe und Anforderungen der Automobilindustrie gegenüber der Stahlindustrie gegründet. Wir wollen den Wandel unserer Branche beschleunigen, um Pioniere wie Mercedes-Benz dabei zu unterstützen, ihre Klimaziele zu erreichen. Mit Mercedes-Benz haben wir einen strategischen Partner an unserer Seite, mit dem wir gemeinsam Maßstäbe setzen können – bei der Reduktion von Emissionen entlang der Lieferkette, beim Aufbau einer Kreislaufwirtschaft und hinsichtlich sozialer Verantwortung. Wir freuen uns, mit diesem starken Partner nicht nur unsere europäischen Aktivitäten, sondern nun auch gemeinsam den Aufbau einer Stahlwertschöpfungskette in Nordamerika voranzutreiben.“
Henrik Henriksson, CEO H2 Green Steel
Dekarbonisierung der Lieferkette
Mercedes-Benz arbeitet mit allen Lieferanten an einer bilanziell CO₂-neutralen Lieferkette ab spätestens 2039. Um seine ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, baut die Marke mit dem Stern ihre Lieferkette um und setzt dabei bewusst nicht auf Kompensation, sondern auf die Vermeidung und Reduktion von CO₂-Emissionen. Bereits heute befindet sich CO₂-armer Stahl, der aus Schrott hergestellt wird, in vier Serienmodellen. Dadurch lassen sich die CO₂-Emissionen der jeweiligen Stahlgüten um mehr als 60% verringern. Darüber hinaus hat Mercedes-Benz kürzlich bekanntgegeben, Aluminium mit fast 70% CO₂-Reduktion gegenüber dem europäischen Durchschnitt in Serie zu bringen, da Aluminium als Leichtbaumaterial für Elektrofahrzeuge immer wichtiger wird. Gleichzeitig strebt Mercedes-Benz an, den Anteil der Sekundärrohstoffe in der Pkw-Flotte auf durchschnittlich 40% zu erhöhen. Mercedes-Benz und H2GS haben sich zudem darauf verständigt, gemeinsam an verschiedenen Hebeln zu arbeiten, um den Schrottanteil entsprechend zu erhöhen.
Aktives Engagement für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Stahllieferkette
Darüber hinaus setzt sich das Unternehmen für einen verantwortungsvollen Stahlbezug ein. Dabei setzt die Marke mit dem Stern auf die Anwendung anerkannter Standards und robuster Zertifikate. Mercedes-Benz und H2GS teilen das gleiche Verständnis von Nachhaltigkeit und beabsichtigen, höchste Standards in Bezug auf die menschenrechtliche Sorgfaltspflicht entlang der Stahllieferkette zu etablieren. Mercedes-Benz ist zudem Mitglied der Responsible Steel Initiative und beteiligt sich aktiv an der Entwicklung eines zertifizierbaren Nachhaltigkeitsstandards für die Stahlindustrie. Ziel ist es, eine umwelt- und sozialverträgliche Stahlproduktion entlang der gesamten Wertschöpfungskette sicherzustellen.
Quelle und Fotos: Mercedes-Benz AG