Lagebericht 2020 der Deutschen Drehteile-Industrie
von Angelika Albrecht
Weniger Umsatz, mehr Kurzarbeit und zum Jahresende eine kleine Verschnaufpause vom Abwärtstrend. Der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie blickt auf das Jahr 2020 zurück und würde gerne mehr Optimismus verbreiten – der Start in 2021 bremst ihn jedoch aus.
Ein Jahr im Ausnahmezustand. Um die Auswirkungen politischer Entscheidungen und globaler Ereignisse in Zahlen zu fassen, befragt der Verband der Deutschen Drehteile-Industrie einmal im Jahr seine Mitglieder. Die an der aktuellen Umfrage beteiligten 51 Unternehmen dokumentieren einen Umsatzeinbruch um fast 16 Prozent im abgelaufenen Geschäftsjahr. Schon das Jahr 2019 durchbrach dabei den Aufwärtstrend der Vorjahre. So gingen bereits zum Jahresende 2019 42 Prozent der Befragten von einer negativen Geschäftsentwicklung aus – auch ohne Corona. Es zeigt sich, dass die Pandemie hier kein Auslöser, sondern ein Verstärker für den Verlauf des vergangenen Jahres 2020 ist.
Die Zahlen sind trotz der rückläufigen Tendenz des Gesamtjahres durch ein sehr gutes viertes Quartal 2020 geprägt. Ende des dritten Quartals lag der Umsatz noch bei minus 21,9 Prozent, der Auftragseingang sogar bei minus 23 Prozent. Dann stieg die Nachfrage unerwartet: Im vierten Quartal gingen so viele Aufträge ein, dass der Durchschnittswert für das gesamte Jahr letztlich bei knapp minus sieben Prozent liegt. Diese positive Entwicklung zeigt sich auch in der Auftragsreichweite, die laut Lagebericht 2020 nach 30 Wochen im Vorjahr nun auf etwas über 34 Wochen angewachsen ist.
Mehr Kurzarbeit, weniger Investitionen
Entsprechend weniger Unternehmen mussten Kurzarbeit anmelden – auch wenn die Zahl über das ganze Jahr betrachtet erwartungsgemäß deutlich zugenommen hat. Befanden sich Ende September 2020 noch 87 Prozent der befragten Unternehmen in Kurzarbeit, reduzierte sich die Zahl im vierten Quartal soweit, dass die Statistik zum Jahresende 45 Prozent verzeichnet.
Die Unternehmen reagieren auf die insgesamt schwierige Situation und versuchen Kosten zu reduzieren – so sanken die realen Investitionen pro Mitarbeiter um mehr als 50 Prozent. Die Unternehmen steckten die Gelder hauptsächlich in ihre Produktion – zur Rationalisierung oder um Anlagen zu ersetzen, aber auch zum Kapazitätsausbau.
Ende 2020 erwarteten 43 Prozent der Befragten eine verbesserte Geschäftsentwicklung, ausgelöst durch das positive vierte Quartal. Der vielversprechende Start in das Jahr 2021 muss jedoch relativiert werden. „Aktuell trübt sich die Situation der Zulieferer wieder etwas ein“, sagt Werner Liebmann, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Drehteile-Industrie. „Hinzu kommen größere Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Vormaterial, insbesondere mit Stahl“, ergänzt er. Die Lieferzeiten für das Rohmaterial haben sich massiv erhöht, so dass es schon zu Versorgungsengpässen komme.
Quelle und Beitragsbild: Verband der Deutschen Drehteile-Industrie im Fachverband Metallwaren- und verwandte Industrien (FMI) e.V. /
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