Kranbau Köthen liefert 500 Tonnen Prozesskran

von Alexander Kirschbaum

»Spannung pur« herrschte im August 2017 beim schwedischen Transformatorenhersteller ABB in Ludvika. 625 Tonnen Prüfgewicht standen bereit, um die Endabnahme des neuen Prozesskrans mit 125 Prozent der maximalen Nennlast durchzuführen – mit Erfolg. Dem Voraus gingen knapp drei Wochen Vorbereitung und Montagezeit.

Bei ABB herrschen annähernde Reinraumbedingungen in der Produktion, so dass ein Standardkran für das Projekt nicht in Frage kam. Ein Großteil der technischen Konstruktionen wurde so verbaut, dass kein Abrieb entsteht, der nach unten fallen kann. Der Grund hierfür: Wenn während der Herstellung Verunreinigungen in den Großtransformator gelangen, kann das schwerwiegende Folgen für dessen Funktion haben. Daher  ist der Prozesskran aus Köthen alles andere, außer Standard: Das Haupthubwerk bewegt Massen bis 500 Tonnen, drei kleinere Hilfshubwerke können jeweils 20 Tonnen heben. Ein Wartungskran mit einer Hubleistung von einer Tonne steht zudem noch zur Verfügung. Diverse Abdeckungen als auch Absaugvorrichtungen fangen den an Seilen, Bremsen und Laufrädern nicht zu verhindernden Abrieb sicher auf und ergänzen das Erscheinungsbild des Krans.

Heben von Asymmetrischen Lasten

Eine besondere Herausforderung lag in der Entwicklung einer speziellen, motorisch verstellbaren Schwerlasttraverse mit einzeln beweglichen Anschlagpunkten, Schwerpunktausgleich und Hakendrehvorrichtung. Ein sicherer Lasttransport mittels Traverse ist nur dann gegeben, wenn das Zusammenspiel der Kräfte von Anschlagpunkten, Lastschwerpunkt und Kranhaken bekannt ist. Beim Heben von asymmetrischen Gütern, wird die Traverse ungleichmäßig belastet und führt in der Regel zu einer Schrägstellung des Systems. Größere Schrägstellungen sind nicht nur unzulässig, sondern bei hohen Lasten auch äußerst gefährlich.

Das Ergebnis ist ein Hochleistungs-Hebezeug, das auf die hohen Anforderungen von ABB zugeschnitten ist. Hochfeste und speziell gelagerte Spindelantriebe sorgen für die exakte und individuelle Einstellung der Tragsättel in Längs- als auch für die Breitenverstellung der Traverse in Querrichtung. Eine moderne elektronische Steuerung sorgt sowohl für den Synchronlauf als auch für die sichere Abschaltung der Verstellantriebe in den Endlagen. Die Stahlbauausführung der Traverse ist äußerst robust und verwindungssteif unter allen Einsatzbedingungen.

Alle Einstellungen an der Traverse werden elektronisch vorgenommen, denn manuell im Raster verstellbare Anschlagpunkte, sind zu ungenau und für den Transformatorenbau nicht zweckmäßig. Die sich in Masse, Form und Abmessungen unterscheidenden Transformatoren können so stets in waagerechter Lage transportiert und sicher verladen und mittels des drehbaren Lasthakens in jede gewünschte Position gebracht werden – selbst ein Quertransport lässt sich hiermit problemlos bewerkstelligen. Der Kran als auch die Schwerlasttraverse werden über eine Funkfernsteuerung bedient.

Quelle: Kranbau Köthen Artikelfoto: Funktionstest der Schwerlasttraverse (Foto: Köthen)

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