Konjunkturausblick für China stark getrübt
von Hans Diederichs
Der CEP-Indikator, der die Konjunkturerwartungen internationaler Finanzexperten für China in den nächsten zwölf Monaten wiedergibt, ging im aktuellen Umfragezeitraum (17.8-31.8.2015) deutlich zurück, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Manhheim heute bekannt gab.
Der Indikator fiel von 8,8 auf minus 6,0 Punkte. Dabei ist in den BIP-Prognosen der Stimmungswandel interessanterweise noch nicht angekommen. Die Wachstumszahlen von 6,9 Prozent für 2015 und 6,7 Prozent für 2016 ähneln doch sehr stark den offiziell vorgegebenen Prognosen. Ein wesentlich realistischeres Bild dürfte hier der CEP-Indikator zeichnen, für den es kein offizielles Pendant gibt.
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Befragten staatliche Aktivitäten zur Konjunkturstützung erwarten. Bei den Zinserwartungen zeigt sich ein deutlicher Rückgang sowohl der kurzfristigen Zinsen als auch der Kreditzinsen. Außerdem wird mit einer weiteren Abwertung des Yuan gegenüber dem US-Dollar gerechnet. Die Abwertung dürfte allerdings durch staatliche Interventionen gebremst werden, was am prognostizierten Rückgang der Devisenreserven zu erkennen ist.
Vor allem Auto, Elektro und Energie betroffen
Bei den Industriebranchen soll der Konjunkturrückgang vor allem die Bereiche Automobil, Elektro und Energie treffen. Der erwartete Rückgang beim Investmentbanking und bei Versicherungen dürfte dagegen hauptsächlich auf den Kursrutsch an den chinesischen Aktienbörsen zurückzuführen sein. Hier wird auf Sicht von drei Monaten auch keine Erholung erwartet, ganz im Gegenteil könnte sich der Rückgang der Aktienkurse sogar noch verstärken.
Nur bei den Branchen Bau und Maschinenbau/Ingenieurwesen wird eine leicht verbesserte Situation in einem Jahr erwartet. Möglicherweise liegt die Ursache hierfür in erwarteten zusätzlichen staatlichen Infrastrukturausgaben.
Bei Betrachtung der wichtigsten Wirtschaftsregionen ergibt sich vor allem für Tianjin ein Rückgang der Konjunkturerwartungen und der Immobilienpreise. Für Tianjin hat es, bedingt durch die jüngste Katastrophe im Hafengebiet, einen regelrechten Einbruch der Erwartungen gegeben.
Insgesamt vermitteln die neuen Umfrageergebnisse das Bild zunehmender konjunktureller Gefahren für China. Gleichzeitig werden weitere konjunkturstützende Maßnahmen seitens der chinesischen Regierung erwartet, die den Konjunkturrückgang mildern dürften.
Quelle: ZEW; Foto: URSfoto / pixelio.de