Kohle baut ab, Goldpreis steigt, Industriemetalle optimistisch

Frankfurt/M. - Energie: Kohle global auf Rückzug, US-Erdgas mit Preissprung

"Kohle haben" war im Deutschen immer ein Ausdruck für Reichtum. Das scheint sich nun zu ändern. Laut Global Energy Monitor ist die Kapazität der Kohlekraftwerke weltweit in der ersten Jahreshälfte  zurückgegangen. Die Commerzbank meint, der Rückgang scheine mit 2,9 GW bzw. 0,1% zwar gering auszufallen, doch habe es eine psychologische Wirkung. Mehr Kraftwerke gingen in Europa und den USA vom Netz als in der restlichen Welt gebaut wurden. Man kann zwar noch nicht von einer endgültigen Trendwende bei Kohlekraft sprechen, meint die Commerzbank. Viele Projekte wurden wegen der Pandemie lediglich aufgeschoben und werden in den nächsten Monaten realisiert. Nichtsdestotrotz wird ein immer größerer Teil des steigenden Energiebedarfes in der Zukunft wohl durch erneuerbare Energie, Erdgas und Atomstrom gedeckt.

Der US-Erdgaspreis ist laut Commerzbank vorgestern um 17% (!) auf über 2,1 USD je MMBtu gestiegen und hat damit nahezu alle Verluste seit Jahresbeginn wettgemacht. Auslöser für den Preissprung waren Prognosen für heißes Wetter in den USA, Nachrichten über höhere US-LNG-Exporte und eine fallende US-Erdgasproduktion sowie Konjunktur- und Anlegeroptimismus.


Edelmetalle: Goldpreise steigen weiter

Der Goldpreis näherte sich gestern wieder 1.980 USD je Feinunze, nachdem er vorgestern zwischenzeitlich auf 1.960 USD gefallen war. Grund für den Rücksetzer war ein etwas festerer US-Dollar im Zuge freundlicher US-Konjunkturdaten. Mit der neuerlichen Abwertung der US-Währung legte auch der Goldpreis wieder zu. Gold gilt als Krisenwährung, somit wundert es nicht, dass angesichts weiterhin hoher Neuinfektionszahlen mit Covid-19, der anhaltenden Hängeparty im US-Kongress hinsichtlich eines weiteren Konjunkturhilfspakets, sich ausweitenden negativen Realzinsen und hochbewerteten Aktienmärkten der Goldpreis steigt und steigt.

Silber hat sich laut Commerzbank oberhalb von 24 USD je Feinunze etabliert. In den letzten Tagen kam es allerdings zu ETF-Abflüssen von 150 Tonnen. Offensichtlich nehmen erste Anleger Gewinne mit, was nach einem Preisanstieg um mehr als 30% im Juli nicht überraschend kommt.

Industriemetalle: Preise legen in der Breite zu

Der LME-Industriemetallindex ist vorgestern um über 1% auf den höchsten Stand seit April 2019 gestiegen. Die Commerzbank meint, der jüngste Preisanstieg sei vor allem der Breite der Erholung aller Metalle geschuldet und könnte als Hinweis auf eine allgemeine Konjunkturerholung interpretiert werden. Im Umkehrschluss könnte man jedoch meinen, dass die eigentlichen metallspezifischen fundamentalen Entwicklungen derzeit eine geringere Rolle bei der Preisgestaltung spielen und der Preisanstieg um über 30% seit dem Tief im März vor allem vom Konjunkturoptimismus getragen wurde.

Auch vorgestern waren es wohl die externen Faktoren wie die Aktienmärkte - der Nasdaq Composite hat gestern einen neuerlichen Rekord aufgestellt - und der schwache US-Dollar, die maßgeblich zum Preisanstieg beigetragen haben.

Auch haben die Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe in China, Europa und den USA für Juli positiv überrascht, was auf eine Fortsetzung der industriellen Nachfrageerholung hindeutet. Die Commerzbank sieht jedoch noch viele Risiken, ob politischer oder wirtschaftlicher Natur in allen drei Wirtschaftsräumen, die wenig Beachtung finden. Daher hält sie den Konjunkturoptimismus bei Metallen für überzogen und rechnet wir mit einer kurzfristigen Preiskorrektur bei den Metallpreisen.

QuelleCommerzbank AG / Commerzbank Commodity Research  / Vorschaubild: fotolia

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