Klöckner & Co. schreibt rote Zahlen
von Hans Diederichs
Die Klöckner & Co. SE hat das Geschäftsjahr 2015 mit einem Konzernverlust von 349 Millionen Euro abgeschlossen. Grund waren vor allem Wertberichtigungen auf den Firmenwert (Goodwill) der Nordamerika-Aktivitäten. Das Konzernergebnis lag an der Untergrenze des im Dezember prognostizierten Verlusts.
Gisbert Rühl, Vorstandsvorsitzender der Klöckner & Co SE, sagte zum Ergebnis: „Die vor allem durch die Überproduktion in China auf die Weltstahlmärkte drängenden Mengen an Billigstahl haben auch bei uns deutliche Spuren in der Umsatz- und Ergebnisentwicklung hinterlassen."
Der Verfall der Stahlpreise zeigt sich deutlich in der GuV des Unternehmenes. So ging der Umsatz aufgrund von niedrigeren Preisen und Mengen trotz positiver Währungseffekte um 0,9 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro zurück. Durch die global rückläufigen Preise sank die Rohertragsmarge von 19,4 Prozent im Vorjahr auf 19,2 Prozent. Als Folge ging auch der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) vor Restrukturierungsaufwendungen von 191 Millionen Euro auf 86 Millionen Euro zurück. Nach Restrukturierungsaufwendungen von 63 Millionen Euro betrug das EBITDA 24 Millionen Euro.
Cashflow trotz allem positiv
Im Gegensatz zum rückläufigen Ergebnis wurde vor allem durch den Abbau von Nettobetriebskapital ein positiver Freier Cashflow von 191 Millionen Euro erzielt. Als Folge konnte die Nettoverschuldung von 472 Millionen Euro weiter auf 385 Millionen Euro reduziert werden. Die Eigenkapitalquote liegt weiterhin bei 39 Prozent.
Im Europa-Segment ging der Umsatz – trotz des positiven Wechselkurseinflusses – hauptsächlich preisbedingt um 2,9 Prozent auf 4,0 Milliarden Euro zurück. Im Americas-Segment stieg der Umsatz hingegen – trotz niedrigerer Preise und Mengen – wechselkursgetrieben um 2,4 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro.
Digitalisierung schreitet voran
Das Unternehmen verfolgt weiter seine Strategie "Klöckner & Co. 2020". Dabei soll durch höherwertige Produkte und Services die Ertragskraft steigen und der Ergebniseinfluss von schwankenden Stahlpreisen zurückgehen.
Ehebliche Fortschritte konnte Klöckner & Co bei der digitalen Transformation erzielen: Auf der Beschaffungsseite wurden bereits mehrere Großhändler und namhafte Stahlproduzenten digital angebunden. Erste selbstentwickelte Tools, wie beispielsweise ein Kontraktportal, sind erfolgreich bei Klöckner-Kunden im Einsatz. Durch das umfangreiche digitale Know-how ist Klöckner & Co zudem der bevorzugte Partner aus der Stahlindustrie bei branchenübergreifenden Digitalisierungsprojekten. Seit heute ist zudem der neue Klöckner & Co-Webshop in Deutschland online und soll sukzessive in weiteren Ländern ausgerollt werden.
Die Personalstärke der Online-Tochter kloeckner.i soll sich im laufenden Jahr auf 40 Mitarbeiter verdoppeln. Bis 2019 strebt das Unternehmen einen Online-Anteil von 50 Prozent beim Umsatz an. Die Erfolgsaussichten der Digitalisierungsstrategie von Klöckner sind unter Brancheninsidern jedoch nicht unumstritten.
Quellen: Klöckner & Co. SE, marketSTEEL; Vorschau-Bild: fotolia