Kaufpanik auf dem europäischen Stahlmarkt lässt nach

von Angelika Albrecht

Die europäischen Stahlpreise stiegen in der zweiten Märzhälfte weiter an. Anfang April war dieser Aufwärtstrend weitgehend gestoppt. Hamsterkäufe ließen nach. Die Preise für warmgewalzte Coils begannen in einigen Regionen nachzugeben.

Während des Kriegsausbruchs in der Ukraine sahen sich europäische Stahlproduzenten mit steigenden Kosten und unterbrochenen Versorgungsleitungen konfrontiert. Die Mehrheit bot nur begrenzte Verkaufsmengen an, bevor sie sich zeitweise vom Markt zurückzog. Die Preise stiegen mit jeder neuen Angebots-Tranche.

Händler und Servicezentren erhöhten im März ihre Wiederverkaufswerte. Sie wollten so ihre Lagerbestände erhalten und gleichzeitig Stammkunden beliefern können. Anfangs führten die schnellen Preissteigerungen zu weiteren Hamsterkäufen. Sobald die Verbraucher ihren Bedarf gedeckt hatten, ließ der Ansturm jedoch nach.

Die meisten Händler hatten zu Beginn des Ukraine-Konflikts ausreichende Vorräte. Da es dann jedoch zu eingeschränkter Werksverfügbarkeit und zu hohen Preisen kam, hielten sich viele bei der Auffüllung ihrer Vorräte zurück. Gleichzeitig kam es zu einer hohen Endverbrauchernachfrage. Dies führte zu reduzierten Lagerbeständen. Einkäufer stehen damit vor der Wahl, zu aktuellen Preisen nachzubestellen oder Lücken im Lager in Kauf zu nehmen.

Händler haben Angst vor fallenden Preisen und einer Abwertung ihrer Lagerbestände. Auch können hohe Stahlkosten und die Inflation im Inland dazu führen, dass neue Projekte verzögert werden, wodurch die tatsächliche Nachfrage dann sinkt.

Der britische Stahlmarkt folgte dem gleichen Preismuster wie die EU: Die Käufer verlassen sich zunehmend auf die Versorgung aus dem Inland. Quotenbeschränkungen, hohe Transportkosten, Verzögerungen bei Kanalüberquerungen und Staus in Häfen an der Ostküste mindern die Attraktivität des Marktes für EU-Stahlwerke.

Innerhalb der Kontingente hat der britische Zoll festgelegt, dass Stabstahl mit einem hohen Kupfergehalt als Legierungsmaterial eingestuft wird. Aus EAFs hergestellter einfacher Baustahl hat typischerweise einen Kupfergehalt von über 0,40 Prozent und fällt damit unter die HMRC-Definition als Legierung. Damit steigt bei diesem Produkt die Gefahr für Engpässe.

Über MEPS

MEPS International Ltd. ist ein führendes Stahlmarktanalyseunternehmen, das sich auf unabhängig untersuchte globale Stahlpreise, -indizes und -prognosen spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 1979 von Peter Fish gegründet und begann als Beratungsunternehmen mit dem Namen Management, Engineering and Production Services in Sheffield - daher auch der Name MEPS. In den späten 1980er Jahren wurde das Unternehmen in MEPS Europe Ltd. umbenannt, im Juli 2001 wurde daraus MEPS International Ltd., um die weltweite Abdeckung seiner Stahlpreisforschung widerzuspiegeln.

Quelle: MEPS International Ltd  / Vorschaubild: Fotolia

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