Kartellamt hat Stahlbranche im Visier

von Alexander Kirschbaum

Das Bundeskartellamt hat Ende August sieben Stahlunternehmen und drei Privatwohnungen durchsucht. Der Vorwurf: Verdacht kartellwidrigen Verhaltens. Die betroffenen Unternehmen wollte das Kartellamt nicht nennen. Arcelor-Mittal und Salzgitter haben mittlerweile aber bestätigt, dass Unternehmensstandorte durchsucht worden seien. Die neuen Ermittlungen konzentrieren sich um mögliche Preisabsprachen in den Bereichen Grobblech und Flachstahl.

Bei thyssenkrupp haben Ende August keine Razzien des Kartellamtes stattgefunden. Nach übereinstimmenden Medienberichten hat der Essener Konzern von der Behörde jedoch das vorläufige Ermittlungsergebnis der seit 2015 laufenden Untersuchungen erhalten. „Im Verdacht stehen insbesondere Absprachen bei der Festlegung von Zuschlägen bei Edelstahlprodukten beziehungsweise legierten Stählen“, so thyssenkrupp in einer Stellungnahme. Das Kartellamt hat seine Ermittlungen zudem auf weitere Stahlprodukte ausgeweitet. „Wir nehmen die Vorgänge sehr ernst und unterstützen die Ermittlungen der Behörde, können aufgrund der laufenden Verfahren derzeit jedoch keine weiteren Angaben machen.“ 

Von den jüngsten Durchsuchungen ebenfalls nicht betroffen war nach eigenen Angaben Tata Steel. „Das Bundeskartellamt ist nicht auf uns zugekommen. Wir unterstützen wettbewerbsorientierte und offene Märkte“, erklärte ein Unternehmenssprecher von Tata Steel in Europa auf Nachfrage unserer Redaktion.

Ermittlungen auch gegen Wirtschaftsvereinigung Stahl

Auch der Branchenverband steht im Fokus der Wettbewershüter, wie „Manager-Magazin.de“ berichtet. Demnach seien bereits im Januar die Geschäftsräume der Wirtschaftsvereinigung Stahl im Zuge eines Ermittlungsverfahrens gegen Edelstahlhersteller durchsucht worden. In der vergangenen Woche hätten die Kartellwächter den Verband über eine Ausweitung der Ermittlungen informiert. So seien zwei weitere Verfahren gegen den Verband und gegen einzelne Stahlhersteller aufgenommen worden. Der Verband äußert sich zu den Vorgängen nur zurückhaltend: "Die Wirtschaftsvereinigung Stahl nimmt zu laufenden Verfahren keine Stellung. Der Verband setzt sich intensiv und verantwortungsvoll mit den eingeleiteten Verfahren auseinander", so ein Unternehmenssprecher gegenüber marketSTEEL.

Quelle: Handelsblatt, Rheinische Post, manager-magazin, marketSTEEL  Vorschau-Foto: Bundeskartellamt

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