Kaltwalzwerke: "Mengenumlenkungen nicht zu erkennen"

Frankfurt/M. - Die EU-Maßnahmen zum Schutz der europäischen Stahlindustrie vor Importen haben nach Einschätzung von Martin Kunkel ihr Ziel verfehlt: "Das hat bisher keine große Wirkung gehabt", sagte der Geschäftsführer der Fachvereinigung Kaltwalzwerke (FVK) auf dem MBI Stahl Tag 2019 in Frankfurt. Die EU-Kommission hat auf Betreiben der Stahlhersteller sogenannte Safeguard-Maßnahmen eingeführt, um den europäischen Stahlmarkt vor Importmengen zu schützen, die als Folge der US-Einfuhrzölle umgelenkt würden.

Nach Ansicht von Kunkel ist es zweifelhaft, ob dieser Umlenkungseffekt überhaupt in dem von der Stahl-Lobby behaupteten Ausmaß existiert: "Mengenumlenkungen können wir nicht erkennen." Ein nennenswerter Importanstieg sei nur bei Langprodukten wie Träger oder Betonstahl zu verzeichnen. Außerdem werde das von der Brüsseler Kommission ins Feld geführte "EU-Interesse" einseitig im Sinne der Stahlproduzenten definiert: "Die Interessen der stahlverarbeitenden Betriebe und der Endverbraucher werden dagegen kaum berücksichtigt." Den 320.000 Beschäftigten der europäischen Stahlindustrie stünden knapp 20 Millionen Beschäftigte in den Branchen Automobil, Maschinenbau und Metallverarbeitung gegenüber, machte Kunkel deutlich.

US-Präsident Trump habe sein Ziel, mit der Verteuerung von Importen die heimische Stahlindustrie zu stärken, nur teilweise erreicht, führte der FVK-Geschäftsführer weiter aus. Zwar seien die Stahlpreise in den USA im vergangenen Jahr auf ein Mehrjahreshoch gestiegen, aber seit dem Hoch im Sommer 2018 befänden sich die Preise wieder im Abwärtstrend und seien fast wieder auf Weltmarktniveau gefallen. "Die Unterstützungswirkung der Zölle scheint bereits wieder vorbei zu sein. Das Ganze war eine Luftblase", sagte Kunkel.

QuelleMBI Martin Brückner Infosource GmbH & Co.KG / Vorschaubild: marketSTEEL

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