Jähes Ende der Stabilisierungstendenzen auf europäischem Stahlmarkt

von Hubert Hunscheidt

Der Salzgitter-Konzern verbuchte im ersten Quartal 2020 –31,4 Mio. € Verlust vor Steuern. Die ab Mitte März spürbaren wirtschaftlichen Beeinträchtigungen der Corona-Krise wirkten sich noch nicht signifikant auf die geringfügig negativen Quartalsergebnisse der stahl- und röhrenproduzierenden Geschäftsbereiche aus. Das Handelssegment wies ein ausgeglichenes Resultat, der Geschäftsbereich Technologie erneut einen Vorsteuergewinn aus. Der Beitrag der at-equity einbezogenen Beteiligung an der Aurubis AG fiel wegen Bewertungseffekten aus Preisschwankungen von Edelmetallen negativ aus.
 
Vor allem aufgrund der im Jahresvergleich niedrigeren Stahlpreise in Verbindung mit rückläufigen Versandmengen sank der Außenumsatz des Salzgitter-Konzerns auf 2.108,3 Mio. € (Q1 2019: 2.293,8 Mio. €). In den –31,4 Mio. € Ergebnis vor Steuern (Q1 2019: 125,9 Mio. €) sind –18,7 Mio. € Beitrag der nach der Equity-Methode (IFRS-Bilanzierung) ausgewiesenen Beteiligung an der Aurubis AG enthalten (Q1 2019: 50,2 Mio. €). Aus –43,7 Mio. € Nachsteuerverlust (Q1 2019: +96,7 Mio. €) errechnen sich –0,83 Ergebnis je Aktie (Q1 2019: 1,76 €) sowie –2,4 %Verzinsung des eingesetzten Kapitals (ROCE; Q1 2019: 14,1 %). Die Nettofinanzposition (– 415 Mio. €; 31.12.2019: – 140 Mio. €) verringerte sich vor allem aufgrund der Zahlung des Bußgeldes an das Bundeskartellamt. Die Eigenkapitalquote beträgt solide 35,3 % (Q1 2019: 36,9 %).
 
Vorstandsvorsitzender Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann zur aktuellen Lage: „Zunächst einmal freue ich mich, dass wir es dank einer Vielzahl von Maßnahmen geschafft haben, die Gesundheit unserer Mitarbeitenden zu schützen und nur eine sehr geringe Anzahl von Infektionsfällen in der Belegschaft zu verzeichnen haben. Hierauf wird auch in Zukunft unser Augenmerk liegen. Darüber hinaus zählen zur bestmöglichen Bewältigung dieser bis dato einmaligen Situation: Motivation, Identifikation und Disziplin. Davon zeugen sowohl die Einführung von Kurzarbeit für weite Teile des Salzgitter-Konzerns wie auch der freiwillige, absolut geräuschlos vollzogene Gehaltsverzicht mehrerer hundert Führungskräfte im In- und Ausland.
 
Mit konsequentem Kosten- und Liquiditätsmanagement begrenzen wir die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Neue Investitionen werden restriktiv gehandhabt, die bereits angelaufenen strategischen Großprojekte an den Standorten Salzgitter und Ilsenburg jedoch fortgeführt. Damit werden wir für die Zeit nach Corona produktionstechnisch hervorragend aufgestellt sein. Umso wichtiger ist es, dass jetzt die Europäische Kommission – im Zusammenspiel mit den EU-Mitgliedstaaten – die existentiell notwendigen Rahmenbedingungen für die Stahlindustrie in Europa setzt. Das sind die spürbare Anpassung der EU-Zollkontingente an die Nachfrage, wirksame politische Instrumente zur Vermeidung von „Carbon Leakage“ sowie effektive Maßnahmen zur realen Umsetzung der Branchen-Dekarbonisierung.“
 
Ausblick
 
Die Stabilisierungstendenzen auf dem europäischen Stahlmarkt fanden mit den Wirtschaftseinschränkungen aufgrund der COVID-19-Pandemie ein jähes Ende, vielen Branchen droht eine Rezession ungewissen Ausmaßes. Die Geschäftsentwicklung des Salzgitter-Konzerns lässt sich in diesem unsicheren Umfeld derzeit nicht in der gewohnten Weise prognostizieren. Die Bandbreite denkbarer Szenarien gestattet keine exakten Quantifizierungen, ohne sich in den Bereich der Spekulation zu begeben.
 
Vor diesem Hintergrund rechnen wir für das Geschäftsjahr 2020 für den Salzgitter-Konzern mit:
 
einem merklich reduzierten Umsatz,
einem negativen Vorsteuerergebnis in beträchtlicher, sehr wahrscheinlich dreistelliger Millionen-Euro-Größenordnung sowie
einer sichtbar unter dem Vorjahreswert liegenden Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE).
 
Quelle und Vorschaufoto: Salzgitter AG

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