IPH entwickelt Prüfstand für angetriebene Tragrollen
von Alexander Kirschbaum
Neue Technologie für effizientere Förderbänder
Gurtförderbänder transportieren Waren durchs Logistikzentrum, halbfertige Produkte von Maschine zu Maschine oder Erz vom Tagebau in den Hafen. Doch egal, wo sie zum Einsatz kommen: Der oft kilometerlange Fördergurt wird derzeit nur von einem einzigen Motor am Kopf angetrieben. Je länger das Band, desto mehr Energie wird benötigt – wegen des Gewichts von Gurt und Ware sowie der dadurch entstehenden Reibung.
Forscher suchen deshalb schon länger nach Möglichkeiten, lange Förderbänder energieeffizienter zu gestalten. Eine Möglichkeit sind sogenannte angetriebene beziehungsweise antreibende Tragrollen. Über die zylinderförmigen Tragrollen gleitet der Gurt hinweg, in jedem Förderband finden sich ohnehin hunderte davon. Würden einige von ihnen mit kleinen Motoren ausgestattet, die den Kopfmotor ersetzen oder ergänzen, ließe sich die Kraft besser verteilen und der Energiebedarf deutlich senken. Rollen mit integrierten Motoren sind derzeit allerdings noch in der Entwicklung und nicht völlig ausgereift. Zudem existieren noch keine Messprinzipien, um den Energiebedarf und das Laufverhalten von angetriebenen Tragrollen standardisiert zu messen.
Neuer Prüfstand in zwei Jahren
Einen Prüfstand für angetriebene Tragrollen wollen Forscher des Instituts für Integrierte Produktion Hannover gGmbH (IPH) in den kommenden zwei Jahren entwickeln und aufbauen. Für konventionelle Tragrollen gibt es am Institut bereits einen Prüfstand: Im Auftrag von Tragrollenherstellern und -nutzern prüfen die Ingenieure regelmäßig den Laufwiderstand von konventionellen Tragrollen nach DIN-Normen. Je geringer der Widerstand, desto geringer ist die Reibung und damit der Energieverbrauch der Förderanlage.
Bei angetriebenen Tragrollen lässt sich der Laufwiderstand jedoch nicht messen, weil sie mit eigenen Motoren ausgestattet sind und sich selbst antreiben. Anstelle des Laufwiderstands wollen die Forscher mit dem neuen Prüfstand unter anderem die elektrische Leistung messen, die benötigt wird, um den Gurt auf eine festgelegte Geschwindigkeit zu bringen. Damit lässt sich die Energieeffizienz der gesamten Gurtförderanlage bestimmen.
Zudem wollen die Forscher Tragrollenprüfungen bei unterschiedlichen Temperaturen durchführen. Lange Förderbänder werden überall auf der Welt im Bergbau eingesetzt – von Alaska bis Australien – und müssen daher teils extremen Temperaturen standhalten. Ziel der Forscher ist es, die Umgebungsbedingungen so realistisch wie möglich zu simulieren, um praxisrelevante Ergebnisse zu erhalten. Deshalb variieren sie nicht nur Geschwindigkeiten und Auflasten, sondern auch die Temperaturen.
Quelle: IPH Bildtext: Bisher kann das hannoversche Institut nur konventionelle Tragrollen prüfen – bald sollen angetriebene Tragrollen hinzukommen. (Foto: Ralf Büchler/IPH)