Industriestandort Europa braucht eine sichere Perspektive
von Hubert Hunscheidt
Die WVMetalle begrüßt grundsätzlich die im Zuge der Coronakrise notwendige Novellierung der EU-Industriestrategie, die heute die Europäischen Kommission veröffentlicht hat. Insbesondere unterstützt die WVMetalle das Anliegen der EU-Kommission, den europäischen Binnenmarkt zu stärken und gerade in strategisch besonders wichtigen Bereichen die Abhängigkeit von anderen Märkten zu reduzieren. Damit die Wettbewerbsfähigkeit am Industriestandort Europa auch für die Nichteisen-Metallindustrie gewahrt bleibt, gibt es jedoch deutlichen Nachbesserungsbedarf, insbesondere bei den Themen „wettbewerbsfähige Industriestrompreise“ und „Sustainable-Finance-Taxonomie“.
Die Belange der energieintensiven Industrie kommen in der bisherigen Ausgestaltung der Strategie zu kurz. Franziska Erdle, Hauptgeschäftsführerin der WVMetalle, fordert: „Eine Industriestrategie, die diesen Namen verdient, braucht langfristige stabile und sichere Rahmenbedingungen für die gesamte Wertschöpfungskette, um in Europa eine Zukunft zu haben. Dazu gehört neben einem sicheren Zugang zu metallischen Rohstoffen, insbesondere eine sichere Energieversorgung zu international wettbewerbsfähigen Preisen.“ Ein Bekenntnis der EU-Kommission dazu alleine reiche nicht aus, auch der geplante CO2-Grenzausgleich (CBAM) sei nicht zielführend. Deshalb setze sich die WVMetalle für einen einheitlichen europäischen Industriestrompreis ein. „Die Einführung eines EU-Industriestrompreises muss essentieller Bestandteil einer europäischen Industriestrategie sein. Nur so kann Carbon Leakage verhindert werden. Zudem schafft dies Anreize zur Elektrifizierung emissionsintensiver Prozesse. Dies ist unerlässlich für das Erreichen der neuen noch ambitionierteren EU-Klimaziele."
Ebenso müssen die richtigen Rahmenbedingungen bei der Ausgestaltung eines europäischen Klassifizierungssystems für nachhaltige Finanzen, der Sustainable-Finance-Taxonomie, gesetzt werden, fordert die WVMetalle: „Die Taxonomie muss stärker als Instrument zur Förderung der nachhaltigen Transformation der hiesigen Industrie ausgestaltet sein. Auch sie ist wichtiger Teil eines Programms zur Stärkung des Binnenmarktes. Es kann doch nicht sein, dass die dringend für nachhaltige Produkte benötigte und im weltweiten Vergleich vorbildliche Herstellung von Aluminium in Deutschland und der EU als nicht-taxonomiekonform bewertet werden soll. Statt ganze Branchen der Grundstofferzeugung auszuschließen, sollten alle Investitionen in Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen, gerade die der energieintensiven Industrien, als ökologisch nachhaltig betrachtet werden“, fordert Erdle.
Quelle: WirtschaftsVereinigung Metalle. e.V. / Foto: fotolia