Industriemetalle: Starke Stimmungs-Schwankungen
von Angelika Albrecht
Die Stimmung an den Metallmärkten ist angeschlagen. Wie die Commerzbank meldet, ist Kupfer gestern zeitweise unter 9.400 USD je Tonne auf den tiefsten Stand seit fast sechs Wochen gefallen. Auch Zink hat unter 3.150 USD je Tonne ein 6-Wochentief markiert. Die meisten anderen Metalle haben ebenfalls Federn gelassen.
Nach Ansicht der Commerzbank Rohstoff-Experten hat sich unter den Marktteilnehmern anscheinend die Sorge breit gemacht, dass die Straffung der Geldpolitik einiger Zentralbanken zur Bekämpfung der Inflation die wirtschaftliche Erholung abwürgen und damit auch die Nachfrage nach zyklischen Rohstoffen wie Metallen dämpfen könnte. Hinzu kommen die vielerorts stark steigenden Corona-Infektionszahlen, die offenbar ebenfalls zu Verunsicherung führen. Denn sollten strengere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie eingeführt werden, hätte dies wohl negative Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Im Falle von Kupfer scheint sich zudem die enorme Knappheit, die noch vor einigen Wochen vorherrschte, aufzulösen: Die Terminkurve hat sich deutlich abgeflacht und die Spreads sind stark zusammengelaufen, was auf eine bessere Verfügbarkeit von Kupfer hindeutet. Dies spiegelt sich auch in der LME-Lagerstatistik wider: Die frei verfügbaren Kupfervorräte in den LME-Lagerhäusern haben sich in den letzten 4½ Wochen auf über 62 Tsd. Tonnen mehr als vervierfacht. Dies darf aber laut Commerzbank nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie – wie auch die Gesamtbestände – nach wie vor auf niedrigen Niveaus liegen.
Heute Morgen gibt es an den Metallmärkten eine kräftige Gegenbewegung: Kupfer und Zink steigen um jeweils 2%, Aluminium sogar um 3%. Einem Bloomberg-Bericht zufolge, der sich auf Daten und Aussagen von SMM bezieht, ist es zu einem „Squeeze“ am chinesischen Kupfermarkt gekommen: Die Preisdifferenz zwischen dem Kassa-Preis und dem Futures-Kontrakt ist seit Wochenbeginn von nahe Null auf aktuell umgerechnet fast 350 USD je Tonne nach oben gesprungen.
Quelle: Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: Fotolia