Industriemetalle unter Druck, drohender US-Strafzoll auf Aluminiumimporte aus Russland
von Angelika Albrecht
Wie die Commerzbank mitteilt, hat sich der Industriemetallindex der Londoner Metallbörse LMEX weiter abgeschwächt und notiert mittlerweile mehr als 5% niedriger als zum Hoch vergangenen Monat. Neben der anhaltenden Unsicherheit hinsichtlich einer Nachfragerholung in China nach dem Ende der strikten Covid-bedingten Beschränkungen belasteten zum Ende der vergangenen Woche US-Zinserhöhungsspekulationen, nachdem die US-Beschäftigungsdaten deutlich stärker ausfielen als erwartet. Neben dem konjunkturellen Bremseffekt stärkerer US-Zinserhöhungen sorgte der aufwertende US-Dollar für Gegenwind.
Drohender US-Strafzoll auf Aluminiumporte aus Russland
Die US-Regierung plant eine Importsteuer auf Aluminium aus Russland in Höhe von 200% einzuführen. Dies würde de facto einem Importverbot gleichkommen. Der Aluminiumpreis machte infolge der Nachricht einen Satz nach oben, korrigierte jedoch schnell wieder.
Vollkommen überraschend sollte der Schritt für die Märkte nicht gewesen sein. Die US-Regierung hatte schließlich bereits vergangenes Jahr angekündigt, dass sie Sanktionen gegen russisches Aluminium in Erwägung ziehen würde. Die Commerzbank meint, die Nachricht könnte unter einigen Marktteilnehmern sogar für Erleichterung gesorgt haben, da die Importzölle weniger restriktiv sind als ein völliges Handelsverbot, was ebenfalls zu den Optionen zählte. In dem Fall wäre auch nicht auszuschließen gewesen, dass verbündete Länder wie etwa das Vereinigte Königreich ebenfalls ein Handelsverbot einführen, wodurch wiederum die Londoner Metallbörse dazu gezwungen gewesen wäre, den Handel mit russischem Aluminium einzustellen. Das Risiko hierfür dürfte nun geringer sein.
Darüber hinaus dürfte der Effekt auf den US-Aluminiummarkt begrenzt bleiben, da der Anteil der russischen Aluminiumimporte vergleichsweise gering ist. Laut Daten der UN machten im Jahr 2021 die Einfuhren aus Russland gerade einmal 2% der gesamten US-Importe von Aluminium und Aluminiumprodukten aus. Noch steht eine finale Entscheidung hinsichtlich der Einführung des Strafzolles aus. Von offizieller Seite war laut Commerzbank zu hören, dass - entgegen dem, was in der Presse berichtet wurde - zumindest diese Woche wohl noch keine Ankündigung zu erwarten sei.
Steigende Kupferproduktion
Laut einer Geodatenanalyse des Brokers Marex haben die Kupferschmelzen in China ihre Aktivität im Januar deutlich hochgefahren. Das Unternehmen schätzt, dass sich die globale Produktion im Vergleich zum Vormonat um 2% erhöht hat. Ein Anreiz dürften die höheren Verarbeitungsgebühren sein, die laut Personen, die mit den Verhandlungen zwischen dem Bergbauunternehmen und den Schmelzen vertraut sind, gut 35% über dem Niveau des vergangenen Jahres liegen sollen. Dies steht im Einklang mit der Einschätzung der International Copper Study Group eines höheren Kupfererzangebots aufgrund neuer Minenprojekte und bestätigt die Aussicht auf eine deutliche Entspannung der Angebotslage in diesem Jahr. Die Commerzbank-Rohstoffspezialisten meinen, dies sei auch dringend erforderlich, wie ein Blick auf die LME-Lagerbestände zeige. Diese sind vor einigen Tagen auf den tiefsten Stand seit Ende 2005 abgesunken.
Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: Fotolia