Industriemetalle - Aufwärtspotenzial ausgereizt?
von Angelika Albrecht
Wie die Commerzbank mitteilt, halten sich die Industriemetallpreise zu Beginn dieser Woche nahe ihrer Hochs in diesem Jahr. Der Industriemetallpreisindex der LMEX kann mittlerweile ein ordentliches Plus von rund 16% seit Jahresanfang vorweisen. Grund für den Preisanstieg sind die allgemein positiveren Konjunkturaussichten im Zuge insbesondere zuletzt starker Wirtschaftsdaten aus den USA, aber auch ermutigendere Signale aus dem verarbeitenden Gewerbe im wichtigsten Markt für Industriemetalle, China.
So lag der offizielle Einkaufsmanagerindex auch im April im Expansionsbereich. Der offizielle Index fiel etwas weniger zurück als erwartet worden war, während der Caixin Index sogar entgegen der Erwartungen zulegen konnte. Dagegen enttäuschte der Index für den Dienstleistungsbereich mit einem überraschend starken Rückgang. Alles in allem ergibt sich also weiterhin ein gemischtes Bild für die chinesische Wirtschaft. Das verarbeitende Gewerbe scheint sich zu stabilisieren.
Laut Commerzbank-Analysten ist dies für die Industriemetalle aber durchaus ein zweischneidiges Schwert. Denn die bedeutet, dass wenn die Metallproduktion weiterhin robust bleibt, könnte dies auch für Abwärtsdruck bei den Metallpreisen sorgen.
Die Commerzbank-Rohstoffexperten sehen das aktuelle Aufwärtspotenzial bei den Industriemetallpreisen vorerst nahezu ausgereizt, denn die Aussichten auf eine Angebotsverengung sind ihrer Meinung nach eingepreist. Sie rechnen nicht mit einem kräftigen globalen Wirtschaftsaufschwung - insbesondere mit Blick auf China und den Euroraum. Deshalb gehen sie im Gegensatz zu früheren Aufschwungphasen nicht von einem ähnlich starken Nachfrageanstieg aus. Dies gilt vor allem für die Metalle, die stark am Bau hängen. Denn die Probleme im Immobilienmarkt in China dürften ihrer Ansicht nach auch in diesem Jahr nicht überwunden werden.
Auch die International Nickel Study Group (INSG) wie auch die International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) haben ihre neuen Marktbilanzzahlen kürzlich vorgelegt. Beide sehen wie die ICSG im Vergleich zum Herbst letzten Jahres eine angespanntere Marktlage. So fiel der Angebotsüberschuss am Nickelmarkt im letzten Jahr aufgrund einer schwächeren Primärproduktion geringer aus als von der INSG zuvor erwartet. Die INSG wies zudem darauf hin, dass sich die Nachfrage nach Nickel aus der E-Autobatteriebranche nicht so stark entwickelt habe, wie bislang wohl gedacht.
In diesem Jahr soll der Nickel-Markt um 109 Tsd. Tonnen überversorgt sein, was weniger als halb so viel ist als die Experten noch im Oktober geschätzt hatten. Die INSG bestätigt damit auch die Einschätzung des Marktes hinsichtlich einer Anspannung der Angebotslage und damit einhergehend einem deutlich gestiegenen Preis.
Die ILZSG sieht den globalen Zinkmarkt in diesem Jahr nur noch gerade mal um 56 Tsd. Tonnen überversorgt, im Herbst lag ihre Schätzung noch bei rund 370 Tsd. Tonnen. Zwar dürfte die Nachfrage im wichtigen Absatzmarkt China schwächer ausfallen als im letzten Jahr, dafür dürfte die globale Produktion nahezu stagnieren. Die Experten rechnen damit, dass eine Knappheit an Erzen die Aktivität in der Metallproduktion bremsen wird. Zudem hat die Preisschwäche bei Zink im vergangenen Jahr die Profitabilität vieler Schmelzen deutlich geschmälert und somit zu einigen Schließungen von Produktionsstätten geführt.
Bei Kupfer legen die Prognosen der ICSG nahe, dass sich die Angebotslage zwar angespannt hat, von einer Knappheit kann aber noch nicht die Rede sein - schließlich rechnen die Experten damit, dass der Markt dieses Jahr noch überversorgt sein wird. Zum Teil dürfte der Preisanstieg bei Kupfer vermutlich aber auch schon längerfristige Perspektiven berücksichtigen. Angesichts der Zurückhaltung der großen Bergbauunternehmen bei neuen Minenprojekten erhöht sich laut Commerzbank das Risiko, dass das Angebot langfristig hinter der Nachfrage zurückbleiben wird. Allerdings könnten sich die Perspektiven mit dem zuletzt deutlich gestiegenen Kupferpreis auch schnell wieder verbessern, da sich die Rentabilität neuer Projekte mit einem höheren Preis verbessert.
Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: Fotolia