Industrie dämpft Konjunktur - vorübergehend höhere Inflation
von Hubert Hunscheidt
Gebremst hat insbesondere eine schrumpfende Wirtschaftsleistung der Industrie. „Zwar sind die Auftragsbücher der Unternehmen prall gefüllt“, erläutert Timo Wollmershäuser, der Leiter der ifo Konjunkturprognosen. „Aber Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten stoppten eine Ausweitung der Produktion.“ Im Gegensatz dazu profitierten der Handel und viele Dienstleister von den sinkenden Infektionszahlen, dem raschen Impffortschritt und den damit einhergehenden Öffnungen im Frühsommer. Entsprechend legten ihre Umsätze im Vergleich zum Jahresbeginn kräftig zu.
Im laufenden dritten Quartal wird die Erholung schwach bleiben. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe dürfte die Produktion weiter schrumpfen. Darauf deuten die rückläufigen Geschäftserwartungen der Unternehmen in den ifo Konjunkturumfragen der vergangenen Monate hin. Ursache dafür ist eine spürbare Verschärfung der Lieferengpässe. So gaben im Juli fast zwei Drittel der Industrieunternehmen an, durch einen Mangel an Vorprodukten in ihrer Produktion behindert zu sein. Im April lag der Anteil noch bei 45 Prozent. Aber auch die Aussichten bei den Dienstleistern und im Handel haben sich zuletzt eingetrübt. Wieder steigende Infektionszahlen und eine stockende Impfkampagne bereiten den Unternehmern, deren Geschäftstätigkeit von sozialen Kontakten abhängt, zunehmend Sorgen.
Der Anstieg der Verbraucherpreise dürfte sich in den kommenden Monaten weiter beschleunigen - auf über 4 Prozent. Gründe sind steigende Energiepreise und die Rückkehr zum normalen Mehrwertsteuersatz. Anfang kommenden Jahres aber wird die Inflationsrate allmählich wieder zurückgehen in Richtung 2 Prozent. „Insofern gibt es für die Europäische Zentralbank derzeit noch keinen Anlass, die geldpolitischen Zügel zu straffen“, sagt Wollmershäuser.
Quelle: ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V. / Foto: marketSTEEL