Industrie 4.0: Hierarchiedenken ist ein Problem
von Alexander Kirschbaum
Knapp 90 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland sind der Meinung, dass die neue digitale Arbeitswelt mit den bestehenden Strukturen des eigenen Unternehmens nicht zu meistern ist. Knapp 60 Prozent fordern, das starre Hierarchiedenken abzulösen. Gut jeder Vierte stellt sogar die traditionelle Rolle der Führungskräfte grundsätzlich in Frage. Das sind Ergebnisse der Studie "Digitale Agenda 2020 - Human Resources" von CSC. Das Unternehmen ist Spezialist auf dem Gebiet der digitalen Transformation und hat für die Studie 1.000 vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer in Deutschland befragt.
Die neue digitale Arbeitswelt fordert laut der Studie aus Arbeitnehmersicht grundlegend neue Weichenstellungen für die Zusammenarbeit der gesamten Belegschaft. Als wichtige Erfolgsfaktoren der Arbeit 4.0 sehen die Befragten flexiblere Arbeitsstrukturen. Im Rahmen fester Hierarchien, die in klassisch geführten Häusern die Chef-Rolle prägen, sollte eine digitale Unternehmenskultur mehr Spielräume für die Mitarbeiter schaffen. "Dominante Chefs sollten darauf achten, künftig aus ihrer Expertise heraus integrierend zu wirken. Ein stärker moderierender Ansatz bei der Teamführung ist entscheidend, um gute Kompromisse zu erzielen", so Claus Schünemann, Vorsitzender der Geschäftsführung von CSC in Deutschland.
Über Abteilungsgrenzen hinweg
Für die Mehrheit der Arbeitnehmer ist es der Studie zufolge wichtig, künftig das enge Korsett von Abteilungsgrenzen aufzulösen (58 Prozent). Darüber hinaus halten die Beschäftigten ein Arbeitsumfeld 4.0 für erfolgversprechend, in dem Innovation gezielt gefördert (67 Prozent) und die Mitarbeiter für kreative Leistungen ausdrücklich belohnt werden (63 Prozent). Dabei sollte der Fokus auf die Entwicklung sozialer Interaktion von Mitarbeitern - also Soft Skills - gelegt werden, um Teamarbeit verschiedener Fachbereiche im Unternehmen zu fördern. Das halten 57 Prozent der Arbeitnehmer für einen wichtigen Erfolgsfaktor der Zukunft.
Anpassung der betrieblichen Weiterbildung
Einen strukturellen Umbau wünschen sich die Arbeitnehmer zudem für die betriebliche Weiterbildung. Jeder Zweite hält ein Ende der traditionellen HR-Verwaltung für notwendig, die pauschale Schulungskonzepte ohne Rücksicht auf den individuellen Bedarf des einzelnen Mitarbeiters anbietet. So sollten Aus- und Weiterbildungsangebote künftig in der aktuellen Problemsituation konkrete Lösungsangebote liefern, die sich in der Praxis bewährt haben (65 Prozent). Beim aktuellen Angebot, die digitale Transformation zu gestalten, sieht die Mehrheit der Befragten im eigenen Unternehmen noch viel Luft nach oben. Rund zwei Drittel bewerten insbesondere die Aus- und Weiterbildung - als Schlüssel einer erfolgreichen Digitalisierungsstrategie - nur mit der Schulnote befriedigend oder schlechter.
Quelle: CSC Vorschau-Foto: CSC