Importe und sinkende Preise belasten Stahlhersteller

von Hans Diederichs

Drei wichtige internationale Stahlhersteller haben Ende dieser Woche ihre Quartalsergebnisse vorgelegt. Tata Steel und Aperam berichteten am Donnerstag über ihre Geschäftsentwicklung, ArcelorMittal Europe folgte am Freitag. Bei allen drei Stahlkonzernen sind die Umsätze durch den starken Importdruck aus China zurückgegangen. Tata und ArcelorMittal mussten zudem für ihre euopäischen Aktivitäten im abgelaufenen Quartal einen operativen Verlust hinnehmen.

Tata Steel klagt über ungünstige Wechselkurse

Für Tata Steel endete zum 30. September das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2015/16. Bei Tata Steel Europe (TSE) sank die Produktion im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 6,3 Prozent auf 3,58 Megatonnen, die Auslieferungen fielen um 2,7 Prozent auf 3,27 Megatonnen. Das Unternehmen nannte einen deutliche Verschlechterung der Marktbedingungen als Grund dafür und verzeichnete einen Verlust auf Ebene des EBITDA (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) in Höhe von 2,38 Milliarden Rupien (rund 30 Millionen Euro).

Karl-Ulrich Köhler, CEO von Tata Steel Europe sagte dazu: „Unser operatives Ergebnis ist dieses Jahr negativ geworden und zeigt dadurch die gewaltigen Herausforderungen, denen sich die Branche stellen muss. In Großbritannien wurden diese Probleme durch ungünstige Wechselkurse und regulatorische Kosten verschärft, worunter die Wettbewerbsfähigkeit leidet.“ Um darauf zu reagieren, hatte Tata in Großbritannien zuletzt weitere Stellenstreichungen angekündigt. Außerdem versucht das Unternehmen, mit neuen Werkstoffen wieder Boden gutzumachen.

Auch auf Konzernebene sanken die Stahlauslieferungen bei Tata. Im zweiten Quartal gingen sie im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 Prozent auf 6,33 Megatonnen zurück. Trotz einer um 5 Prozent schwächeren Stahlnachfrage in Indien konnte Tata im Heimatmarkt 9 Prozent mehr Stahl absetzen (2,33 Megatonnen). Bedingt durch Anteilsverkäufe der Tochterfirmen Tata Motors und Titan konnte der Reingewinn sogar deutlich gesteigert werden (+22 Prozent). Ohne die Anteilsverkäufe hätte das Gewinnplus des Gesamtkonzerns bei lediglich 2 Prozent gelegen.

ArcelorMittal fordert mehr Anti-Dumping-Maßnahmen

ArcelorMittal Europe war im abgelaufenen Quartal besonders von sinkenden Stahlpreisen betroffen. Die Stahlauslieferungen fielen im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2015 um 1,9 Prozent auf 9,6 Megatonnen. Der Umsatz schrumpfte gegenüber dem Vorjahr allerdings um 5,7 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Auf EBITDA-Ebene erzielte das Unternehmen zwar einen Gewinn von 496 Millionen Euro, musste aber Lagerbestände wegen gesunkener Preise um 256 Millionen Euro wertberichtigen, so dass unter dem Strich ein operativer Verlust von 23 Millionen Euro stand (Vorjahr: 125 Millionen Euro Gewinn).

Aditya Mittal, CEO von ArcelorMittal Europe, sagte dazu: „Immer noch weiter wachsende Höchststände von Importen beeinträchtigen massiv die Preisentwicklung. Einzelne EU-Anti-Dumping-Untersuchungen sind zwar im Gange, aber der Vorgang läuft langsam ab und müsste effizienter sein, um europäische Produzenten effektiv und zuverlässig vor unfairem Handel zu schützen.“

Aperam setzt auf Programme zur Effizienzsteigerung

Der Luxemburger Edelstahlproduzent Aperam konnte im abgelaufenen dritten Quartal 429.000 Tonnen an Stahl ausliefern, ein Rückgang von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch Aperam berichtete von sinkenden Preisen, der Stahlumsatz fiel daher stärker als die ausgelieferte Menge und zwar um 17 Prozent auf 855 Millionen US-Dollar (rund 800 Mio. Euro).

Der Bereich Legierungen und Spezialstähle musste das Unternehmen sogar einen Umsatzrückgang von 20 Prozent hinnehmen, während das Segment Services & Solutions mit einem Umsatzplus von 10 Prozent stabilisierend wirkte. Am Ende blieb ein EBITDA von 108 Milionen US-Dollar (Vorjahr: 155 Mio. US$) . Das operative Ergebnis lag bei 67 Millionen US-Dollar, ein Rückgang von knapp 40 Prozent gegenüber den im Vorjahr erzielten 109 Millionen US-Dollar.

„Wie erwartet, war das dritte Quartal durch saisonale Effekte und einen Rückgang beim Nickelpreis gekennzeichnet“, sagte Aperam-CEO Timoteo di Maulo. Wegen seiner Effizienz-Steigerungsprogramme „Leadership Journey“ und „Top Line“ sieht sich Aperam dennoch gut für die Zukunft gerüstet.

Quelle: Tata Steel, ArcelorMittal, Aperam; Vorschau-Foto: fotolia

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