IMK-Konjunkturindikator: Rezessionsrisiko erneut leicht gestiegen
von Hubert Hunscheidt
Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den nächsten drei Monaten eine Rezession durchläuft, ist in den letzten Wochen noch einmal leicht gestiegen. Für den Zeitraum von August bis Ende Oktober weist der Indikator, der die neuesten verfügbaren Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrößen bündelt, eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 49,2 Prozent aus. Anfang Juli betrug sie für die folgenden drei Monate 44,4 Prozent. Auch die statistische Streuung im Indikator, in der sich die Verunsicherung der Wirtschaftsakteure ausdrückt, hat sich leicht erhöht. Trotz der Eintrübung zeigt der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator wie in den Vormonaten „gelb-rot“, was eine erhöhte konjunkturelle Unsicherheit signalisiert, aber keine akute Rezessionsgefahr. Zwischen Juni 2023 und März 2024 hatte die Konjunkturampel noch durchgängig auf „rot“ gestanden.
Die aktuelle Zunahme des Rezessionsrisikos beruht im Wesentlichen darauf, dass sich mehrere Finanzmarkt- und Stimmungsindikatoren verschlechtert haben. Besonders stark wirkten sich die zuletzt relativ hohe Zahl der Unternehmensinsolvenzen aus sowie die praktisch weltweit lahmende Entwicklung der Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe, die alle großen Wirtschaftsräume mit Ausnahme Indiens betrifft. Von den realwirtschaftlichen Frühindikatoren, die das IMK auswertet, kamen uneinheitliche Signale: Zwar legten die Produktion und die Auftragseingänge im Produzierenden bzw. Verarbeitenden Gewerbe nach den letzten verfügbaren Daten vom Juni zu. Allerdings konnte damit lediglich ein Teil der Rückgänge aus den Vormonaten kompensiert werden. Zudem nahmen die deutschen Exporte zeitgleich ab, und die Exporterwartungen trübten sich ein. Auch die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen ist weiter rückläufig, wenn auch auf nach wie vor hohem Niveau.
"Der deutschen Wirtschaft fehlt es weiter an Impulsen, um sich aus der Stagnation zu befreien", so Peter Hohlfeld, IMK-Konjunkturexperte.
„Zwar signalisierten Produktion und Auftragseingänge im Verarbeiten Gewerbe jüngst einen Hoffnungsschimmer, aber die Warennachfrage, insbesondere aus dem Ausland, bleibt bislang zu schwach, als dass die Industrie einen Impuls setzen kann. Und auch der private Verbrauch erholt sich trotz der seit nunmehr drei Quartalen wieder positiven Realeinkommensentwicklung nicht so schnell, wie erwartet“, so Hohlfeld. In seiner aktuellen Konjunkturprognose rechnet das IMK für dieses Jahr mit einem minimalen Wirtschaftswachstum von 0,1 Prozent.
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