IfW-Klimaexperte erwartet keinen Durchbruch in Paris

von Hans Diederichs

"Klimaschutz stellt ein klassisches Gefangenendilemma dar", sagte Professor Gernot Klepper, Klimaschutzexperte am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, im Vorfeld der 21. Weltklimakonferenz in Paris, die heute beginnt und zu der über 150 Staats- und Regierungschefs erwartet werden. "Jeder Staat hat einen Anreiz von den Emissionsminderungen der anderen zu profitieren, aber die eigenen Maßnahmen so klein wie möglich zu halten", so der Klimaexperte.

Vergangene Woche hatte Klepper seine Erwartungen an Paris dem Deutschen Klimakonsortium vorgestellt, dessen stellvertretender Vorsitzender er ist. Den großen Wurf erwartet der Klimaökonom demnach nicht. Seine Einschätzungen in Kürze:

  • Zentrale Herausforderung wird sein, wie bis zur Mitte dieses Jahrhunderts die fossilen Brennstoffe weitgehend durch alternative Energien ersetzt werden können. Allein das erfordert nach Schätzung der Internationalen Energie-Agentur (IEA) bis zum Jahr 2035 gewaltige Investitionen von rund 53 Billionen US-Dollar, wenn die Erderwärmung bei 2 Grad gegenüber dem vorindustriellen Durchschnitt gedeckelt werden soll.
  • Ein Problem der Energiewende liegt in der Wettbewerbsfähigkeit der erneuerbaren Energien. Die ist umso niedriger, je günstiger die Preise für fossile Energie sind. Diese wiederum sind u.a. derzeit so niedrig, weil viele Staaten wenig Sinn darin sehen, das Angebot zu verknappen, wenn sowieso absehbar ist, dass die Nachfrage nach fossilen Energien in der Zukunft zurückgehen wird.
  • Die bislang vorgeschlagenen freiwilligen Maßnahmen (INDCs) würden einen Anstieg der CO2-Emmissionen bis 2030 um 10 Prozent auf 55 Gigatonnen-Äquivalente bedeuten. Nötig ist aber mindestens eine Reduktion um 20 Prozent. Dennoch sind die INDCs ein wichtiger erster Schritt. Dazu müsste man aber auch klare Regeln zu deren Erfolgsmessung vereinbaren, so Klepper.
  • Gleichzeitig muss ein Großteil der fossilen Energieträger im Boden verbleiben, wenn die globale Durchschnittstemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts nicht um untragbare vier bis fünf Grad steigen soll. Damit sind rund 300 Milliarden US-Dollar an gestrandeten Investments verbunden; zusätzlich müssen vor allem die Exporteure von Kohle, Öl und Gas gewaltige Vermögensverluste durch die Nichtnutzung der natürlichen Ressourcen hinnehmen. 
  • Mittelfristig muss es deshalb auch darum gehen, Staaten mit einem Reichtum an fossilen Ressourcen Perspektiven für eine wirtschaftliche Entwicklung ohne die Nutzung dieses volkswirtschaftlichen Vermögens zu bieten. Diese werden sich sonst kaum einem Klimaabkommen anschließen, das den Ausstieg aus der fossilen Energienutzung festlegt.

In Deutschland hat derweil die Bedeutung der Umweltschutzwirtschaft deutlich zugenommen, wie das Statistische Bundesamt anlässlich der Weltklimakonferenz mitteilte. Demnach erwirtschafteten die Betriebe des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs im Jahr 2013 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) 66,5 Milliarden Euro Umsatz mit Waren und Leistungen für den Umweltschutz, was einer Umsatzsteigerung von 7,6 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Großen Einfluss auf die positive Entwicklung hatte der Einsatz von Klimaschutzgütern, auf die rund 42,5 Milliarden Euro (63,9 Prozent) des Gesamtumsatzes mit Umweltschutzgütern entfielen. Die Umsätze mit Klimaschutzgütern stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent. Zu den Klimaschutzgütern zählen Waren und Leistungen, die direkt der Verringerung oder Vermeidung von Treibhausgasemissionen dienen, aber auch Güter zur Nutzung erneuerbarer Energien oder zur Steigerung der Energieeffizienz und Energieeinsparung.

Quellen: IfW Kiel, Statistisches Bundesamt; Bildtext: Silhouette des Eiffelturms (Katharina Wieland Müller  / pixelio.de)

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