IfW: EU-System zur Krisenfrüherkennung mangelhaft

von Hans Diederichs

Die Kritik der Forscher betrifft sowohl das methodische Konzept als Ganzes, die zur Krisenidentifikation ausgewählten Indikatoren als auch die fehlende Möglichkeit, eindeutige korrektive Handlungsempfehlungen abzuleiten und durchzusetzen.

„Der für das gesamte Verfahren zentrale Begriff des makroökonomischen Ungleichgewichtes bleibt diffus“, so Prof. Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums am IfW. Es sei weder ein theoretisches Gesamtkonzept noch eine in sich schlüssige Krisenerklärung erkennbar.

Unscharfe wissenschaftliche Methodik

Bei der Suche nach Fehlentwicklungen könne es nicht um „makroökonomische Trends“ gehen (z.B. die Entwicklung der Arbeitslosen­quote), die „das ordnungsgemäße Funktionieren der Wirtschaft beeinträchtigen“, wie es in der entsprechenden EU-Verordnung heißt. Sondern umgekehrt müsse das Ziel sein, Funktionsstörungen zu identifizieren, die aufgrund ihrer systemischen Eigen­schaften auf makroökonomische Größen durchschlagen (z. B. die Verkrustung von Arbeitsmärkten).

Der Begriff der „makroökonomischen Trends“ suggeriere hingegen, dass es makroökonomische Erscheinungen gäbe, die aus sich selbst heraus destabilisierend wirkten. Diese seien aber Folge, nicht Ursache von „Ungleich­gewichten“ im Sinne nachteiliger wirtschaftlicher Entwicklungen. Dies berge die Gefahr, Fehlentwicklungen mit Instrumenten zu begegnen, die zu neuen Verzerrungen im Wirtschaftsgefüge führen.

Quelle: IfW

 

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