ifo: Deutschlands Leistungsbilanz mit Rekordüberschuss

von Hans Diederichs

Nach Berechnungen des ifo-Instituts wird Deutschland 2015 seinen Leistungsbilanz-Überschuss weiter steigern, und zwar auf den Rekordwert von 250 Milliarden Euro, nach 216 Milliarden Euro im Vorjahr. Treiber ist einmal mehr der Warenhandel, bei dem das ifo einen Export-Überschuss von 270 Milliarden erwartet, ebenfalls ein neuer Rekord.

Dienstleistungen und Auslandseinkommen zusammen tragen negativ mit etwa 20 Milliarden Euro zur Bilanz bei. Gestützt wird diese Entwicklung vom schwachen Euro, der die Warenexporte befördert. Zudem sind fünf Milliarden Euro des Überschusses auf nochmals billigere Rohöl-Importe zurückzuführen.

Bemerkenswert ist, dass diese Überschüsse trotz der derzeit niedrigen Zinsen sehr hoch ausfallen. Zu normalen Zinsen würde Deutschland als Land mit dem zweitgrößten Netto-Auslandsvermögen der Welt nach China sicherlich noch einige Dutzend Milliarden zusätzlicher Überschüsse erzielen.

Im Umfang des Leistungsbilanz-Überschusses exportiert Deutschland Kapital ans Ausland. Deutschlands Netto-Kapitalexport wird somit im laufenden Jahr voraussichtlich auf 8,4 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung steigen, nach 7,5 Prozent im Jahre 2014. Die EU hält maximal sechs Prozent für langfristig tragfähig, will aber zugleich eine Kapitalmarkt-Union schaffen, um den Kapitalexport nach Südeuropa weiter zu beflügeln.

Im internationalen Vergleich dürfte Deutschland seinen Spitzenplatz als Netto-Kapitalexporteur allerdings an China verlieren, das seinen Leistungsbilanz-Überschuss vor allem aufgrund sinkender Importe von 220 Milliarden US-Dollar auf rund 330 Milliarden US-Dollar steigern dürfte. Mit umgerechnet rund 280 Milliarden US-Dollar liegt Deutschland auf Rang zwei. Das Ölland Saudi-Arabien, das in den vergangenen Jahren ebenfalls sehr hohe Kapital-Exporte verzeichnete, dürfte in diesem Jahr aufgrund des gefallenen Ölpreises in etwa eine ausgeglichene Leistungsbilanz aufweisen.

Quelle: ifo-Institut; Vorschau-Foto: fotolia

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