IEA und OPEC sehen Ölmarkt nächstes Jahr deutlich überversorgt

von Angelika Albrecht

Sowohl die IEA ( International Energy Agency) als auch die OPEC veröffentlichten Ende letzter Woche ihre Monatsberichte. Beide fielen vom Tenor preisbelastend aus.

Wie die Commerzbank mitteilt, senkte die IEA ihre Nachfrageprognose für das zweite Halbjahr 2021 deutlich um 600 Tsd. Barrel pro Tag. Nur dank einer stärker eingeschränkten Ölproduktion der OPEC+ bleibt der Ölmarkt noch leicht unterversorgt. Sollte die OPEC+ ihre Ölproduktion wie geplant anheben und zu einer Umsetzung von 100% zurückkehren (im Juli wurden die Produktionskürzungen erneut deutlich übererfüllt), würde der Ölmarkt in den kommenden Monaten sogar in einen leichten Angebotsüberschuss drehen. Für das kommende Jahr erwartet die IEA einen beträchtlichen Angebotsüberschuss, sollte die OPEC+ an ihren Plänen festhalten und die Produktionskürzungen vollständig rückgängig machen.

Die OPEC selbst revidierte ihre Nachfrageprognose kaum, sieht aber im nächsten Jahr ebenso wie die IEA einen um gut 1 Mio. Barrel pro Tag geringeren Bedarf an OPEC-Öl. Der Grund hierfür ist ein deutlich höheres Nicht-OPEC-Angebot. Das dürfte wiederum an Russland liegen, das bei vollständiger Abkehr von den Produktionskürzungen seine Ölproduktion um rund 1,5 Mio. Barrel pro Tag anheben dürfte.

Die Prognosen von IEA und OPEC für das kommende Jahr machen nach Meinung der Commerzbank eines deutlich: Die OPEC+ hat keinerlei Spielraum, die Ölproduktion im nächsten Jahr weiter anzuheben, will sie nicht ein erneutes Überangebot und ein Anschwellen der Lagerbestände riskieren. Letztere lagen laut IEA im Juni in den Industrieländern 66 Mio. Barrel unter dem 5-Jahresdurchschnitt vor der Corona-Pandemie. Da der Ölmarkt für den Rest des Jahres nahezu ausgeglichen ist, dürfte damit der Lagerabbau weitgehend abgeschlossen und der Tiefpunkt erreicht sein.

Die Ölpreise haben erstaunlich gelassen auf die Verlautbarungen von IEA und OPEC von letzter Woche reagiert. Offenbar geht der Markt wie auch die Commerzbank-Rohstoffspezialisten davon aus, dass die OPEC+ in Anbetracht der genannten Marktentwicklung von der geplanten vollständigen Rücknahme der Produktionskürzungen absieht.

Quelle: Commerzbank AG / Vorschaubild: fotolia

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