HWWI-Rohstoffpreisindex steigt im September weiter an

von Hubert Hunscheidt

Der HWWI-Rohstoffpreisindex stieg im September um durchschnittlich 8,8 % gegenüber dem Vormonat und lag damit um 91,5 % über dem entsprechenden Vorjahreswert. Der Anstieg des HWWI-Rohstoffpreisindex ist auf starke Preissteigerungen auf den Energierohstoffmärkten zurückzuführen. Neben den Kohle- und Erdgaspreisen zogen auch die Rohölpreise im September stark an. Hintergrund der Preissteigerungen ist, dass der gestiegenen Nachfrage nach Energierohstoffen im Zuge der Erholung der Weltwirtschaft derzeit eine Verknappung des Angebots gegenübersteht.

Die stärksten Preissteigerungen waren auf den Märkten für europäisches Erdgas zu verzeichnen, was die leeren Erdgasspeicher in Europa widerspiegelt. Dagegen sind die Preise für Industrierohstoffe sowie für Nahrungs- und Genussmittel im September im Durchschnitt gesunken.

Index für Energierohstoffe: +11,3 % (Eurobasis: +11,4 %)

Auf den Rohölmärkten war im September ein deutlicher Aufwärtstrend der Ölpreise zu beobachten. Zum Monatsende näherten sich die Preise für die europäische Referenzsorte Brent der Marke von 80 US-Dollar pro Barrel, die seit 2018 nicht mehr überschritten worden war. Die amerikanische Referenzsorte WTI beendete den Monat bei 75 US-Dollar pro Barrel. Im Vergleich zum September 2020 stiegen die Rohölpreise durchschnittlich um mehr als 77 %. Die Preiserhöhungen sind auf die gestiegene Nachfrage nach Rohöl infolge des weltweiten Aufschwungs nach der Corona-Rezession in Verbindung mit einem knappen Angebot zurückzuführen. Trotz des starken Preisanstiegs kündigte die OPEC+ an, dass sie an ihrer Förderpolitik festhalten und das Angebot nicht weiter als geplant ausweiten werde. Die OPEC+, die derzeit von den hohen Rohölpreisen profitiert, begründet ihr Vorgehen mit der Unsicherheit über eine vierte Corona-Welle, die die Nachfrage nach Rohöl erneut drücken könnte.

Die Preise für Kohle und Erdgas setzten im September ihren starken Aufwärtstrend ebenfalls fort. Die gestiegenen Preise für Kohle und Erdgas sind auf eine Abfolge von Ereignissen zurückzuführen, die die Nachfrage erhöhte, sowie das Angebot verknappte. Ein wichtiger Preistreiber ist die erhöhte Stromnachfrage aus China, ausgelöst durch die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Pandemie und einer Hitzeperiode, die für einen starken Anstieg der Nachfrage nach Strom für Klimaanlagen sorgte. Ein Rückgang des Angebots an Strom aus Wasserkraft aufgrund einer Dürreperiode in China erhöhte die chinesische Nachfrage nach Energierohstoffen wie Kohle und Erdgas zusätzlich, was sich in einer erhöhten Importnachfrage widerspiegelte. Auch andere Volkswirtschaften verzeichneten in Folge der Erholung der Weltwirtschaft einen Anstieg in der Nachfrage nach Kohle und Erdgas, was die Preise in die Höhe trieb.

Insbesondere die Preise für europäisches Erdgas erreichten im September historische Höchstwerte und waren mehr als viermal so hoch wie noch im September des Vorjahres. Die Erdgasspeicher in Europa waren infolge des langen, kalten Winters 20/21 bereits stark entleert und konnten aufgrund der gestiegenen Nachfrage nicht vollständig wieder aufgefüllt werden. Zusätzlich ist das Angebot an Erdgas in Europa zurückgegangen.

Insbesondere die Niederlande, ein wichtiger Erdgasproduzent in der Europäischen Union, mussten das Erdgasangebot aufgrund von Erdbebengefahr stark einschränken. Insgesamt stieg der Teilindex der Energierohstoffe um 11,3 % (Eurobasis: 11,4 %) auf 166,0 Punkte (Eurobasis: 156,5 Punkte).

Index für Industrierohstoffe: -7,6 % (Eurobasis: -7,6 %)

Der Teilindex für Industrierohstoffe, der sich in den Index für Agrarrohstoffe, den Index für Nichteisenmetalle und den Index für Eisenerz und Stahlschrott untergliedert, sank im September gegenüber dem Vormonat um 7,6 %.

Der Teilindex für Eisenerz und Stahlschrott setzte seinen Abwärtstrend im September fort und sank im Vergleich zum Vormonat um weitere 21,6 %. China, der größte Eisenerzverbraucher der Welt, schränkte seine Eisenerzimporte ein, da die chinesische Stahlproduktion aufgrund von Klimaschutzmaßnahmen stark zurückgefahren wurde. Darüber hinaus sorgte der drohende Zusammenbruch des großen chinesischen Immobilienunternehmens Evergrande für Unsicherheit über die Zukunft des chinesischen Bausektors und damit über die künftige Entwicklung des Stahlverbrauchs.

Die Preise für Aluminium nahmen im September weiterhin zu. Das Angebot an Aluminium leidet weiterhin unter den Stromengpässen in China, die dafür sorgten, dass die energieintensive Aluminiumproduktion reduziert wurde. Auch Chinas Ziel, Emissionen einzusparen, impliziert, dass die Produktion erstmal nicht weiter ausgeweitet wird. Die Aluminiumpreise stiegen im September 8,6 % gegenüber dem Vormonat und lagen fast 63 % über den entsprechenden Vorjahreswerten.

Die Preise für Blei sanken hingegen im September im Vergleich zum Vormonat, nachdem sie im August aufgrund von Störungen in den Lieferketten angestiegen waren. Während im letzten Monat an der Metallbörse in London, der London Metal Exchange (LME), die Lagerstände historisch niedrig waren, verzeichnete die chinesische Börse, die Shanghai Futures Exchange (SHFE), hohe Bestände an Blei. Auf dem Spotmarkt kam es zu Panikkäufen, was sich in den hohen Preisdifferenzen zwischen den Kontrakten mit sofortiger Lieferung und den Kontrakten mit späterer Lieferung an der LME zeigte. Die sofortige Lieferung des Rohstoffes war deutlich teurer als die Lieferung zu einem späteren Termin. Im September entspannte sich die Situation und die Preise für Blei ließen wieder nach.

Trotz der Ungewissheit über die zukünftigen Auswirkungen des drohenden Evergrande-Konkurses auf die Nachfrage nach Industriemetallen blieben die Preise für Nickel, Zink und Kupfer auf einem hohen Niveau und verzeichneten im September im Durchschnitt nur moderate Preisschwankungen. Die Preise für Nickel und Zink verzeichneten im September einen leichten Anstieg, während der Kupferpreis im Monatsdurchschnitt leicht fiel.

Insgesamt fiel der Index für Industrierohstoffe im Monatsdurchschnitt um -7,6 % (Eurobasis: -7,6 %) auf 175,6 Punkte (Eurobasis: 165,6 Punkte).


Quelle: HWWI Hamburgisches Weltwirtschaftsinstitut / Foto: marketSTEEL

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