Hohe Energiepreise belasten 62 Prozent der Unternehmen
von Hubert Hunscheidt
Der Konflikt zwischen Russland und dem Westen spitzt sich weiter zu: Nachdem der russische Präsident Wladimir Putin Deutschland mit einem Gas-Lieferstopp gedroht hat, steigt auch die Sorge der deutschen Unternehmen. Die Energiepreise markieren bereits ein Allzeithoch und steigen auch weiterhin. Eine aktuelle IW-Befragung von 200 Unternehmen während der ersten Kriegswoche zeigt das Ausmaß der Verunsicherung unter den Betrieben: 62 Prozent von ihnen erwarten eher große bis sehr große Belastungen infolge der erhöhten Energiepreise, in der Industrie sind es sogar 70 Prozent.
Auch Gas und Lieferanten fehlen
Fast jedes dritte befragte Unternehmen erwartet Probleme infolge fehlender Gaslieferungen. Während viele Unternehmen Gas als Energieträger nutzen, wird es vor allem in der Industrie auch als Rohstoff eingesetzt – etwa bei großen Chemie- und Pharmaunternehmen. Dementsprechend erwarten industrielle Unternehmen mit 37 Prozent etwas häufiger Belastungen aufgrund des fehlenden Gases. Auch ausfallende Lieferanten bereiten den Unternehmen Sorgen: So mussten etwa Software-Anbieter oder andere Zulieferer in der Ukraine ihre Arbeit einstellen, wodurch Einzelteile nun fehlen, wie es bei der Autoindustrie zuletzt der Fall war. 31 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass ausfallende Lieferungen zu einer Belastung werden – bei den Industrieunternehmen sind es mit 39 Prozent etwas mehr.
Abhängigkeit von Russland
Die Bundesrepublik ist in hohem Maße von russischen Rohstoffen abhängig. Das spiegelt sich auch in der IW-Umfrage wider, denn mit großem Abstand gehen die meisten Unternehmen von Belastungen aufgrund der erhöhten Energiepreise aus. „Der Krieg bringt nicht nur unfassbares Leid über die Menschen in der Ukraine, er zerstört auch einen Teil der ökonomischen Lebensgrundlage und des volkswirtschaftlichen Produktionspotenzials“, sagt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. „Die Probleme, die Europa als Folge der Corona-Pandemie zu spüren bekam, werden durch den Angriffskrieg Putins noch verschärft. Die wirtschaftliche Erholung zieht sich nun weiter in die Länge.“
Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. / Foto: marketSTEEL