Hitzewellen lassen Exporte weltweit einbrechen
von Hubert Hunscheidt
Es wird insgesamt weniger exportiert und Importeure müssen die Verluste von betroffenen Exporteuren hinnehmen oder auf andere Exporteure ausweichen, was zusätzliche Kosten verursacht. Eine Studie des ZEW Mannheim und der Frankfurt School of Finance & Management zeigt erstmalig, dass wesentliche Teile des wirtschaftlichen Schadens in Ländern auftreten, die selbst gar nicht direkt den Temperaturschocks ausgesetzt sind.
Die Forscher zeigen, dass in Monaten, in denen die Durchschnittstemperatur eines Landes mindestens 30° C beträgt, die Exporte durchschnittlich um 3,4 Prozent sinken – verglichen mit einem Monat, in dem die Durchschnittstemperatur unter diesem Schwellenwert lag. Auch andere Definitionen einer Hitzewelle zeigen ähnliche Ergebnisse. Entscheidend für das Ausmaß des Exportrückgangs durch den Klimawandel ist die Arbeitsintensität der Waren. „In der Studie haben wir festgestellt, dass der negative Einfluss von Hitze auf die Exporte sich vor allem dort zeigt, wo dem Handel arbeitsintensive Produktionsprozesse vorausgehen“, sagt Dr. Daniel Osberghaus, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Umwelt- und Klimaökonomik“ und Co-Autor der Studie. Hitze kann die Arbeitsproduktivität und das Arbeitskräfteangebot mindern, das macht sich in Form von Angebotsrückgängen bemerkbar – vor allem bei arbeitsintensiven Produkten.
Auch wenn die Wetterextreme zunächst lokal auftreten, beeinflussen sie das Handelsnetz auf der globalen Ebene. Der lokale Angebotsrückgang führt nämlich zu Ausweichreaktionen: „Importländer versuchen Angebotsverluste durch den Bezug von Waren aus Drittländern zu kompensieren. Das verursacht jedoch oftmals höhere Kosten.“, sagt Osberghaus. Die Forscher fanden heraus, dass eine durchschnittliche Hitzewelle Kosten von rund 360 Millionen US-Dollar durch weltweit sinkende Importe verursacht. „Zwei Drittel dieser Kosten sind von Ländern zu schultern, die nicht direkt von der Hitze betroffen waren“, sagt Co-Autor Prof. Dr. Oliver Schenker von der Frankfurt School of Finance & Management.
Die volkswirtschaftlichen Einbußen durch den Klimawandel werden auch in Zukunft nicht abnehmen. Auf Grundlage einer mittleren Klimaprojektion, also einem weder zu pessimistischem noch zu optimistischem Szenario der globalen Klimaentwicklung, berechnen die Forscher die Handelsverluste, die durch zusätzliche Hitzewellen zu erwarten sind. Für den Zeitraum 2020-2039 wird der jährliche Welthandel im Vergleich zu 2015 um etwa 735 Millionen US-Dollar reduziert. Sicher ist aber auch, dass eine protektionistische Handelspolitik nicht zur Lösung des Problems beiträgt, im Gegenteil: „Gerade der globale Handel mit seinen Substitutionsmöglichkeiten reduziert die volkswirtschaftlichen Einbußen durch den Klimawandel“, so Schenker.
Quelle: ZEW– Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH / Foto: Fotolia