Hidden Champions: Stark in der Nische
von Hans Diederichs
Die deutsche Wirtschaft hat viele innovative mittelständische Unternehmen mit einer Spitzenposition auf dem Weltmarkt hervorgebracht. Die Stärke dieser sogenannten „Hidden Champions“ Unternehmen speist sich aus der Fokussierung auf relativ kleine Märkte und einem hohen Grad an Spezialisierung auf bestimmte Produkte oder Anwendungen. Nur wenige Hidden Champions schaffen es, zu wirklichen Großunternehmen zu wachsen, wie der Innovationsindikator 2015 von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) zeigt.
Als Hidden Champions werden Unternehmen mit weltweit weniger als 10.000 Beschäftigten definiert, die primär auf internationalen Märkten tätig sind und in ihrem Hauptabsatzmarkt einen hohen Marktanteil aufweisen. Eine Analyse des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ergab, dass es in Deutschland rund 1.600 mittelständische Weltmarktführer gibt.
Doch die meisten dieser globalen Spezialisten sind recht klein: Im Mittel haben sie weniger als 300 Beschäftigte und einen Jahresumsatz von unter 100 Millionen Euro. Nur etwas mehr als zehn Prozent der Hidden Champions bewegen sich in Absatzmärkten, deren Volumen größer als eine Milliarde Euro ist.
Drei Typen von "Hidden Champions" ermittelt
Die Untersuchung des ZEW zeigt, dass man drei Typen von Hidden Champions unterscheiden kann. Der Champion in der klassischen Nische hat sich auf sehr spezifische Produktanwendungen spezialisiert. Diese Nischenmärkte sind für Großkonzerne wirtschaftlich unattraktiv, da sie dort ihre Größenvorteile bei Forschung und Entwicklung oder im Vertrieb nicht ausspielen können.
Die zweite Gruppe von Hidden Champions operiert in schrumpfenden Märkten. Diese Märkte boten in der Vergangenheit einer Vielzahl von Unternehmen Platz. Sie schrumpfen aber durch den technischen Fortschritt oder eine rückläufige Nachfrage. Die Folge: Unternehmen verlassen das Geschäftsfeld und der Markt konsolidiert sich. Unter den verbleibenden Unternehmen können diejenigen, die aktiv in den Weltmarkt investieren, eine technische Vorrangstellung in eine führende Weltmarktstellung ummünzen.
Kleine, wachstumsstarke Unternehmen sind in Deutschland selten
Die dritte anzutreffende Gruppe Hidden Champions sind junge mittelständische Weltmarktführer in schnell wachsenden Märkten. Diese bleiben aber nicht lange Hidden Champions: Entweder sie entwickeln sich mit dem Markt schnell zu global agierenden und international bekannten Großunternehmen oder sie werden von bestehenden Großunternehmen übernommen, die sich dadurch Wachstum erkaufen. Dieses Modell ist typisch für die USA, wo Unternehmenswachstum als herausragendes Merkmal gilt. Externe Geldgeber wie zum Beispiel Wagniskapitalfonds konzentrieren sich stark auf diese Gruppe.
Unter den Hidden Champions in Deutschland sind junge, schnell wachsende Unternehmen dagegen die Ausnahme. Hier ist der Begriff des Champions eher durch unternehmerische Stabilität, ein langfristig orientiertes, gemäßigtes Wachstum und eine behutsame Internationalisierung geprägt.
Quelle: ZEW; Foto: fotolia