Halbzeit auf der wire & Tube

von Hans Diederichs

Trotz schwieriger Lage der europäischen Stahlindustrie zeigen so viele Unternehmen wie noch nie Flagge in Düsseldorf: Insgesamt 2.600 Aussteller auf rund 110.900 Quadratmetern machen das Düsseldorfer Messegelände noch bis zum Freitag zum technologischen Hotspot der weltweiten Draht-, Kabel- und Rohrindustrie.

Bis Dienstagmittag schien der Besucherandrang jedoch gedämpfter als beim letzten Mal, die Messe lief insgesamt etwas schleppender an, ausländische Besucher wurden teilweise vermisst. Besonders die Schwellenländer leiden derzeit unter einem starken Dollar und schwachen Rohstoffpreisen. Auch die Zahlungsmoral aus dem Nicht-EU-Ausland habe mitunter gelitten, wie vereinzelt zu hören war.

Kundennähe und Lösungsorientierung groß geschrieben

Die großen europäischen Hersteller setzen nach wie vor auf die Themen Kundenorientierung und Speziallösungen. Es geht nicht mehr darum, dem Kunden einfach ein Produkt zu verkaufen, sondern eine Materiallösung zu offerieren, die auch bei allen Weiterverarbeitungsschritten die gewünschten Eigenschaften behält. Auch der Trend zu großflächigen Ständen ist ungebrochen, lässt sich so doch nicht nur ein schöner Meeting-Point erzeugen, sondern auch die teilweise sehr umfangreiche Produktpalette übersichtlich präsentieren.

Trotz aller Schwierigkeiten, der sich die Branche derzeit stellen muss, waren auch positive Stimmen zu hören: "Eisenerz und Schrottpreise haben seit Jahresbeginn wieder erste Aufwärtstendenzen gezeigt und die Chinesen sind aus dem Jahresurlaub zurück, so dass wir auch hier positive Impulse erwarten", sagte Amit Sengupta, CMO Long Products bei ArcelorMittal Europe, auf einer Pressekonferenz am Dienstag. "Für den Langstahlmarkt sehen wir für 2016 Wachstum in zwei Weltregionen: In den USA und Europa. In Europa zwar nur ein moderates Wachstum, aber immerhin Wachstum", fügte Sengupta hinzu. Auch von Händlerseite war zu hören, dass sich die jetzige Marktphase gut für eine Bodenbildung eignen könnte.

Industrie 4.0 wird die kommenden Jahre prägen

Unabhängig vom aktuellen Konjunkturzyklus sind Digitalisierung und Vernetzung die beiden Megatrends der Zukunft. Das gilt für Hersteller ebenso wie für den Handel und die Weiterverarbeitung. So forscht der Sonderforschungsbereich 876 der TU Dortmund mit SMS Siemag und der Dillinger Hütte an einem Projekt, mit dem eine realzeitliche Prognose im Stahlwerk praktisch umgesetzt werden kann. Das Ergebnis ist ein lernfähiges System, das anhand der aus dem Herstellungsprozesses eingehenden Daten eine Feinjustierung der Produktion vornehmen kann.

Die Deutschen Edelstahlwerke informieren auf der Messe unter anderem über ihre neue Fertigungslinie, bestehend aus einer Ziehlinie, zwei Schleifmaschinen und einer Rissprüfanlage. Auch hier werden Daten aus dem Produktionsprozess umgehend zurückgemeldet, um eine flexiblere und effizientere Produktion sicher zu stellen. Die neuen Technologien werden unter anderem zur Fertigung von Ventilstahl im Automobilbau eingesetzt.

Auf der Händlerseite präsentierte Klöckner & Co. seinen neuen Online-Shop und seine Kontraktplattform. Während der Shop für Einzellieferungen gedacht ist, ermöglicht die Kontraktplattform das Einsehen aller abgeschlossenen und laufenden Rahmenverträge eines Kunden, inklusiv der kundenspezifischen Preis- und Produktparameter. Aus dem System kann dann auch direkt die Bestellung ausgelöst werden. Die Optik der neuen Systeme erinnert dabei an die Benutzeroberflächen, die der Kunde bereits von Online-Shops aus dem Retail-Bereich kennt.

Quelle: marketSTEEL; Vorschau-Bild: Messe Düsseldorf; Artikelfoto: marketSTEEL/ dw

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