Sicherung von mehr als 3.000 Arbeitsplätzen alleine bei den Stahlwerken
von Hubert Hunscheidt
Das Gemeinschaftsprojekt „HyBit" von swb, EWE und ArcelorMittal Bremen soll die CO2-Emissionen in der Stahlproduktion reduzieren und den Einstieg in die Dekarbonisierung der Branche markieren. Die Grundsteinlegung fand statt im Beisein des Präsidenten des Senats, Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte, der Bürgermeisterin und Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Dr. Maike Schaefer, sowie der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, Kristina Vogt. Von Seiten der vier Projektpartnerinnen und -partner nahmen der EWE-Vorstandsvorsitzende Stefan Dohler, der Vorsitzende der Geschäftsführung von ArcelorMittal Bremen, Reiner Blaschek, der swb-Vorstand, Dr. Karsten Schneiker, und der CEO der APEX Group, Peter Rößner.
Das ist HyBit
HyBit steht für Hydrogen for Bremens industrial transformation und markiert den Einstieg in die Dekarbonisierung der Stahlproduktion in Bremen. Ziel von HyBit ist es, am swb-Kraftwerksstandort Bremen-Mittelsbüren durch den Elektrolyseur mittels Elektrolyse grünen Wasserstoff herzustellen. Genutzt wird dieser hauptsächlich für die Roheisenerzeugung und die Verarbeitung im Stahlwerk von ArcelorMittal. Zudem kann ein Teil des produzierten Wasserstoffs flexibel per LKW an weitere Einsatzorte, wie z. B. Wasserstofftankstellen, transportiert werden. Die 10-Megawatt-Anlage soll Mitte 2024 in Betrieb gehen und wird dann zunächst rund 1.500 Tonnen Wasserstoff pro Jahr produzieren. Die Produktionsmengen werden in Zukunft stufenweise erhöht. Dadurch werden rund 11.000 Tonnen CO2 eingespart. Das HyBit-Projekt umfasst ein Investitionsvolumen von rund 20 Mio. Euro. Zehn Mio. davon sind eine Förderung des Landes Bremen. Der Auftrag zum Bau des Elektrolyseurs wurde im Juli 2022 an die APEX GROUP, ein Rostocker Wasserstoffsystemintegrator, vergeben.
swb-Vorstand Dr. Karsten Schneiker freut sich über den wichtigen Schritt in Richtung einer CO2-freien Stahlproduktion in Bremen: „Während viele andere Projekte in Deutschland noch planen oder auf Genehmigungen warten, wird in Bremen ab heute gebaut! Möglich wurde dies nur dank der engen Zusammenarbeit mit unseren Partnern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Gemeinsam arbeiten wir im Projekt HyBit mit Hochdruck daran, Wasserstoff als einen weiteren Energieträger in dieser Region zu etablieren.“
Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte: „Mit dem HyBit-Projekt werden wir erstmals in der Lage sein, am Standort Bremen nennenswerte Mengen von grünem Wasserstoff zu produ¬zieren. Damit begibt sich der Senat gemeinsam mit den Stahlwerken, swb und EWE auf den Weg, Bremen zu einem europaweit führenden Standort für wasser-stoffbezogene Anwendungen zu entwickeln. Das Projekt ist ein ganz entscheidender Schritt zur Dekarbonisierung unserer Stahlwerke und ein wesentlicher Baustein, um den CO2-Ausstoss im Land Bremen zu reduzieren. Damit legt das HyBit-Projekt den Grundstein für den Erhalt der Stahlproduktion am Standort Bremen und für die Sicherung von mehr als 3.000 Arbeitsplätzen alleine bei den Stahlwerken.“
Bürgermeisterin Dr. Maike Schäfer: „Die Dekarbonisierung unserer Stahlindustrie in Bremen hat eine ganz wesentliche Bedeutung für die Bremer Klimaziele. Die Stahlwerke machen etwa 50 Prozent der gesamten CO2-Menge Bremens aus. Mit HyBit wird heute der Grundstein dafür gelegt, dies nachhaltig abzubauen. Damit setzen wir ein klares Zeichen für eine nachhaltige Transformation der Wirtschaft nicht nur im Norden Deutschlands, sondern weltweit – und das klimafreundlich, mit einer starken Perspektive für die Zukunft. Eine Zukunft, in der dann auch tausende Arbeitsplätze erhalten bleiben.“
Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt hatte Ende 2021 den Förderbescheid im Rathaus überreicht: „Die Herstellung von Wasserstoff ist nicht nur ein wichtiger Meilenstein zur Erreichung der Bremer Klimaschutzziele, HyBit sichert auch die zukunftsfähige Beschäftigung und Wertschöpfung am Industriestandort Bremen. Das gesamte Projekt – von der Überreichung des Förderantrags bis hin zur Grundsteinlegung heute – wurde sehr konsequent umgesetzt. Das zeugt von der hohen Bereitschaft der beteiligten Unternehmen, in nachhaltige Technologien vor Ort zu investieren. HyBit ist der Ausgangspunkt für weitere Industrieprojekte und die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft, bei der auch verstärkt kleine und mittelständische Unternehmen in den Blick zu nehmen sind. Zudem sind leistungsfähige Energieinfrastrukturen ein wichtiger Standortfaktor.“
EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler: „Die Realisierung der Energiewende wird ohne Wasserstoff nicht möglich sein. Indem wir die schwankenden erneuerbaren Energien in Wasserstoff umwandeln, können wir grüne Energie bedarfsgerecht bereitstellen. Wasserstoff ist daher ein unverzichtbarer Bestandteil, um die angestrebten Klimaziele zu erreichen. Dieses Gemeinschaftsprojekt legt den Grundstein für eine starke und zukunftsorientierte Wasserstoffwirtschaft im Nordwesten.“
Reiner Blaschek, Vorsitzender der Geschäftsführung von ArcelorMittal Bremen: „Für unseren Standort in Bremen ist der Bau der Elektrolyse-Anlage ein Meilenstein auf dem Weg, die CO2-Emissionen weiter zu reduzieren. Wir werden den Wasserstoff in verschiedenen Stufen der Stahlproduktion einsetzen und testen. Hier gilt es in erster Linie, Erfahrungen zu sammeln, sowohl auf der Erzeuger-, als auch auf der Anwenderseite. Das Projekt hat zukünftig ein deutliches Emissions-Einsparpotenzial, und es stellt einen signifikanten Meilenstein auf dem Weg zu einer vollständig dekarbonisierten Stahlindustrie in Bremen und die Herstellung einer Sektorenkopplung zwischen Industrie und Verkehr dar.“
APEX-CEO Peter Rößner: „Wasserstoff ist der einzige CO2-neutrale Energieträger, der Gas im Herstellungsprozess ersetzen kann. HyBit ist ein Vorzeigeprojekt zur Versor¬gung der Industrie mit grünem Wasserstoff und eines der größten industriellen Wasserstoffprojekte in Deutschland und Europa. Wir sind stolz darauf, unser Know-how und unsere Erfahrung in die Erstellung der Wasserstoffelektrolyseanlage einbringen zu können. Grünen Wasserstoff konkurrenzfähig und flächendeckend zur Verfügung zu stellen, ist Teil der Vision von APEX.“
Die Fakten kurz und knapp
Die Errichtung der Elektrolyseanlage mit 10 Megawatt Leistung ist der Grundstein für die grüne Stahlproduktion im deutschen Nordwesten. Der Löwenanteil des grünen Wasserstoffs wird an das Stahlwerk von ArcelorMittal in direkter Umgebung des Elektrolyseurs geliefert. Im Stahlwerk werden mit dem Einsatz von grünem Wasserstoff die CO2-Emissionen gesenkt. Zukünftig sollen die Elektrolysekapazitäten Schritt für Schritt in den dreistelligen Megawattbereich ausgebaut werden.
Quelle und Foto: Senatskanzlei Bremen