Grüner Wasserstoff für grünen Stahl
von Hubert Hunscheidt
Dazu wurde eine Absichtserklärung („Memorandum of Understanding“) von beiden Partnern unterzeichnet. Für die Planung und technische Vorbereitung der Anbindung an das Wasserstoffnetz sollen zeitnah die nächsten konkreten Schritte erarbeitet werden.
Unterstützung kommt aus dem Thüringer Wirtschaftsministerium
„Diese Zusammenarbeit begrüße ich sehr. Das Thüringer Wirtschaftsministerium hat gegenüber dem Bundeswirtschaftsministerium bereits signalisiert, wie wichtig der Anschluss des energieintensiven Stahlwerks in Unterwellenborn an das geplante Wasserstoff-Kernnetz ist. Seitens des Landes werden wir zudem alles in Bewegung setzen, um die notwendigen Rahmenbedingungen für einen Wasserstoff-Anschluss des Stahlwerkes zu schaffen. Schließlich geht es dabei nicht zuletzt um die Sicherung der dortigen industriellen Arbeitsplätze“, sagt Wirtschaftsstaatssekretär Carsten Feller.
Wasserstoff soll sukzessive Erdgas ersetzen
Das Stahlwerk in Thüringen setzt schon seit Langem auf die Dekarbonisierung seiner Produkte und verwendet für seinen „Green Steel“ schon heute 100 % regenerativen Strom. Die Entscheidung, in Zukunft „grünen“ Wasserstoff über die Netzinfrastruktur zu beziehen, ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung einer weitgehend dekarbonisierten Stahlproduktion. Der CO2-frei erzeugte Wasserstoff soll das in wichtigen Produktionsschritten eingesetzte Erdgas stufenweise ersetzen. Zu Beginn soll Wasserstoff mehr als die Hälfte des bisherigen Erdgasvolumens betragen. In der Folge soll der Wasserstoffanteil sukzessive gesteigert werden. Wie auch in anderen energieintensiven Prozessen, in denen eine hohe Energieleistung zusammen mit großen kontinuierlichen Energiemengen nötig sind, spielt der Einsatz von Wasserstoff eine entscheidende Rolle. Eine Elektrifizierung dieser Prozessschritte ist nach dem Stand der Technik nur in vergleichsweise geringerem Umfang möglich. Dazu sind in den entsprechenden Anlagen technische Umrüstungen von Erdgas-Betrieb auf einen Erdgas-Wasserstoff-Mix erforderlich.
Anschluss an das Wasserstoffnetz erhält Wettbewerbsfähigkeit
Die Zusammenarbeit zeigt das Engagement beider Unternehmen für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Industrie. „Die Planungen, unser Werk an das Wasserstoffnetz anzuschließen, ist ein Meilenstein für uns“, so Alexander Stolze, Leiter Einkauf und Prokurist der Stahlwerk Thüringen GmbH. „Wir wollen den nächsten Schritt zur nachhaltigen Entwicklung der Stahlindustrie gehen und unsere Führungsrolle bei der Anwendung von umweltfreundlicheren Technologien unterstreichen. Der Anschluss an das Wasserstoffnetz wird unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten und das Stahlwerk Thüringen als Zentrum emissionsarmer Stahlproduktion stärken“ so Stolze weiter.
Ganze Region soll mit Wasserstoff erschlossen werden
Gemeinsam mit den anderen deutschen Fernleitungsnetzbetreibern hat Ferngas am 12. Juli 2023 einen aktuellen Planungsstand für ein Wasserstoff-Kernnetz veröffentlicht, sozusagen die Wasserstoff-Autobahnen in Deutschland. Gleichzeitig beschäftigt sich Ferngas zusammen mit seinen Kunden schon jetzt damit, wie die Anbindungen an diese Autobahnen realisiert werden können. Dabei werden auch die nicht unmittelbar an dieses Kernnetz angrenzenden Regionen und Kunden betrachtet. Kevin George Greiling, Leiter Netzwirtschaft bei der Ferngas, meint dazu: „Der Gesetzgeber muss es jetzt schnell ermöglichen, dass dieses Wasserstoff-Kernnetz realisiert wird. Damit wird die Anbindung des Stahlwerks an die Wasserstoffinfrastruktur zugleich auch der Start für eine H2-Erschließung der ganzen Region. Eine Umstellung der Leitung ermöglicht die zukunftsfähige Versorgung der Industrie und Wärmeversorgung im Städtedreieck. Dazu sind wir mit weiteren Netznutzern, nicht nur dieser Leitung, in guten Gesprächen.“
Die Ferngas Netzgesellschaft mbH mit Sitz in Schwaig bei Nürnberg und Erfurt plant die notwendige Infrastruktur zu schaffen, um den Wasserstoff zum Stahlwerk zu transportieren. Dazu ist u. a. die Umrüstung einer bereits vorhandenen rund 70 Kilometer langen Erdgasleitung aus dem Raum Erfurt nach Unterwellenborn vorgesehen. Um die Umstellung auf Wasserstoff vornehmen zu können, benötigt die Ferngas neben den einzuholenden Genehmigungen und dem Nachweis der Eignung der H2-Betriebsfähigkeit auch die regulatorischen Rahmenbedingungen durch den Gesetzgeber, um die Wasserstoffleitungen betreiben zu können.
Bildtext: Alexander Stolze (Leiter Einkauf, Stahlwerk Thüringen) und Kevin George Greiling (Leiter Netzwirtschaft, Ferngas Netzgesellschaft) unterschreiben die Absichtserklärung.
Quelle und Foto: Ferngas Netzgesellschaft mbH