Globale Lieferketten haben sich in der Krise bewährt
von Hubert Hunscheidt
Die neue europäische Industriestrategie betont die Bedeutung offener Märkte und globaler Partnerschaften. Das ist der richtige Weg. Denn der Ansatz einer strategischen Autonomie, den die EU-Kommission ursprünglich angestrebt hat, würde den Wandel zur Nachhaltigkeit bremsen.
„Wir unterstützen es, dass sich die EU mit ihrer neuen Industriestrategie wieder stärker in Richtung offener Märkte orientiert“, sagt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. „Mit einer einseitigen Ausrichtung auf Autonomie würde die EU die falsche Lehre aus der Coronakrise ziehen. Zwar hat es aufgrund der Corona-Pandemie einige Probleme in den Lieferketten gegeben. Aber letztendlich hat sich gezeigt, dass wir mit Handel und Zusammenarbeit besser durch die Krise kommen“, betont Brodtmann.
Rückzug ins EU-Schneckenhaus wäre der falsche Weg
Aus Sicht des VDMA ist es zwar richtig, strategische Schwachstellen in Europa zu identifizieren und zu analysieren, ob es bei einzelnen Technologien oder Vorprodukten einseitige Abhängigkeiten gibt. Dies allein reicht aber nicht. Vielmehr müssen die Stärken der europäischen Industrie in einer übergreifenden Strategie ausgebaut werden. „Ein Rückzug ins europäische Schneckenhaus ist der falsche Weg, um das europäische Wohlstandsmodell zu bewahren und den Wandel zur Nachhaltigkeit zu schaffen. Was wir gerade jetzt brauchen, ist ein Ausbau der Handelsbeziehungen und ein wettbewerbsfähiger Standort für alle Unternehmen“, sagt Brodtmann und fordert: „Statt einzelne Branchen zu fördern, müssen innovationsfreundliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es den Unternehmen ermöglichen, innovativ, nachhaltig und weltweit konkurrenzfähig zu sein.“
Exportmärkte haben zur Erholung beigetragen
Aus Sicht des Maschinenbaus bergen globale Lieferketten zwar Risiken, es überwiegen aber die Chancen, um die Industrie widerstandsfähiger zu gestalten. „Gerade weltweit diversifizierte Lieferketten können einzelne Ausfälle kompensieren“, sagt der VDMA-Hauptgeschäftsführer. „Das gilt nicht nur für Lieferungen in die EU, sondern auch für die Exporte. Exportorientierte Branchen wie der Maschinenbau haben gezeigt, wie wichtig weltweit offene Märkte für die wirtschaftliche Erholung sind.“
Ein starker EU-Binnenmarkt als Kern jeder Industriestrategie
Richtig ist aus Sicht des VDMA, dass die Industriestrategie den EU-Binnenmarkt als Kern sieht und stärken will. Und hier gibt es noch eine Reihe von Hausaufgaben: „Die EU will zum Beispiel endlich bürokratische Erleichterungen bei der Entsendung von Mitarbeitern erreichen. Das ist für unsere Unternehmen eine gute Nachricht!“
Quelle: VDMA e. V. / Foto: marketSTEEL