Geringe Nachfrage aus Automobilindustrie und Wirtschaftsschwäche

von Hubert Hunscheidt

SCHMOLZ + BICKENBACH, ein weltweit führendes Unternehmen für Speziallangstahl, hat heute um 16,2 % niedrigere Absatzmengen von 486 Kilotonnen im Vergleich zu 580 Kilotonnen im zweiten Quartal 2018 gemeldet. Der Umsatz sank mit 11,1 % proportional weniger stark auf EUR 807,6 Mio. nach EUR 908,3 Mio. im Vorjahresquartal, dies aufgrund höherer Verkaufspreise. Das bereinigte EBITDA war mit EUR 40,5 Mio. um 52,3 % niedriger als im Vorjahresquartal mit EUR 84,9 Mio. Das EBITDA belief sich auf EUR 28,0 Mio., 65,8 % weniger als im zweiten Quartal 2018 mit EUR 81,8 Mio.
 
Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal 2019
 
Auf ein herausforderndes erstes Quartal folgte ein noch anspruchsvolleres zweites Quartal. Sowohl Auftragseingang als auch Auftragsbestand in der Gruppe waren weiterhin rückläufig. Wie alle produzierenden Industrien litt auch der Stahlsektor unter den schwierigen Marktbedingungen, ausgelöst in erster Linie durch den Handelskonflikt zwischen den USA und China. Zusätzlich belasteten Drohungen aus den USA zur Einführung neuer Zölle auf EU-Produkte, die Umsetzung des Brexit sowie andere globale Krisen das Vertrauen von Konsumenten und Produzenten. Im zweiten Quartal wurden in diesem Umfeld weitere Massnahmen eingeleitet, um die Auswirkungen auf das Ergebnis kurzfristig abzufedern. In den Verwaltungen wurden Kosten gesenkt, die Zahl der Leiharbeiter reduziert, laufende Projekte priorisiert, und Unterhaltsarbeiten dort aufgeschoben, wo sie die operative Leistungsfähigkeit gegenüber den Kunden und die Arbeitssicherheit nicht gefährden. Im Weiteren wurde die Produktion gedrosselt, um dadurch die Lagerbestände der aktuell niedrigen Nachfrage besonders aus der Automobilindustrie anzupassen. Auf Ebene der strukturellen Verbesserungen wurden die Schwerpunkte auf die Umsetzung des Turnaround-Plans von Finkl Steel sowie auf die fortgeführte Integration von Ascometal gesetzt.
 
Im zweiten Quartal 2019 wurde mit 486 Kilotonnen um 16,2 % weniger Stahl abgesetzt als im Vorjahresquartal (Q2 2018: 580 Kilotonnen). Dieser Rückgang war vor allem auf um 20,0 % geringere Absatzmengen bei Qualitäts- & Edelbaustahl zurückzuführen. Hier schlug die Schwäche der Automobilindustrie deutlich zu Buche. Auch in den beiden anderen Produktgruppen RSH-Stahl (rost-, säure- und hitzebeständiger Stahl) und Werkzeugstahl wurden geringere Mengen verkauft als im gleichen Quartal des Vorjahrs. Allerdings fiel der Rückgang in diesen Produktgruppen aufgrund der stärkeren Diversifizierung der Endmärkte weit weniger deutlich aus.
 
Der durchschnittliche Verkaufspreis je Tonne Stahl lag im zweiten Quartal 2019 bei EUR 1'662 und war damit um 6,1 % höher als im Vorjahresquartal (Q2 2018: EUR 1'566). Der Anstieg ist vor allem auf den günstigeren Produktmix mit einem grösseren Anteil der höherpreisigen Stahlgüten der Produktgruppen RSH-Stahl und Werkzeugstahl zurückzuführen.
 
Die positive Preisentwicklung konnte die niedrigere Absatzmenge jedoch nicht ausgleichen. Dadurch ging der Umsatz auf EUR 807,6 Mio. zurück, was um 11,1 % geringer war als im Vorjahresquartal. Der Rückgang ist in erster Linie der Produktgruppe Qualitäts- & Edelbaustahl mit einer Abnahme von 21,5 % zuzuschreiben. Der Umsatz mit RSH-Stahl sank um 1,5 %, jener mit Werkzeugstahl um 1,1 %.
Ausblick auf das Geschäftsjahr 2019
 
Das Hauptaugenmerk von SCHMOLZ + BICKENBACH wird in 2019 auf die nächsten Schritte der industriellen Integration von Ascometal gerichtet sein. Mit der Übernahme wurden die Voraussetzungen geschaffen, um die Marktposition von SCHMOLZ + BICKENBACH mittel- bis langfristig weiter zu stärken. Diese Chance will das Unternehmen konsequent nutzen, während gleichzeitig an der Effizienz, Profitabilität und Optimierung der Lagerbestände gearbeitet wird. Ein weiterer Fokus liegt auf den Maßnahmen zur Verbesserung der Ertragslage von Finkl Steel.
 
Die von SCHMOLZ + BICKENBACH erwartete graduelle Normalisierung der Nachfrage im Laufe des zweiten Quartals mit fortgesetzter Erholung im zweiten Halbjahr ist nicht eingetreten. Angesichts ungelöster Handelskonflikte und politischer Unsicherheiten ist die Visibilität hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung ungewöhnlich gering, weshalb SCHMOLZ + BICKENBACH zurzeit nicht in der Lage ist, die Spanne für die Prognose enger einzugrenzen. Sowohl eine markante Erholung, als auch eine anhaltende wirtschaftliche Abschwächung sind mögliche Szenarien. Aus heutiger Sicht geht das Unternehmen von einer schrittweisen Erholung der Nachfrage erst gegen Ende des Jahres 2019 aus.
 
Quelle und Vorschaufoto: SCHMOLZ+BICKENBACH AG

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