Generationenwechsel im Mittelstand legt an Tempo zu

von Alexander Kirschbaum

Jeder sechste mittelständische Unternehmer in Deutschland plant bis zum Jahr 2018 sein Unternehmen an einen Nachfolger zu übergeben oder zu verkaufen. Das sind etwa 620.000 Unternehmen mit etwa 4 Millionen Beschäftigten, wie eine aktuelle Studie von KfW Research auf Basis des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels zeigt. Vor drei Jahren hatten noch 14 % bzw. 530.000 Mittelständler von kurzfristig anstehender Nachfolge berichtet. Einen geeigneten Nachfolger zu finden wird jedoch nicht leichter: Die Zahl der Gründer in Deutschland sinkt insgesamt - und mit ihr auch die Zahl derjenigen Gründer, die in Form einer so genannten Übernahmegründung ein bestehendes Unternehmen weiterführen.

"Es zeichnet sich immer deutlicher ein demografischer Engpass bei der Nachfolge ab", so Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. "Die Alterung erhöht Jahr für Jahr die Zahl der Unternehmen, die zur Übergabe anstehen. Die jüngeren Generationen sind aber zu dünn besetzt, weshalb die Nachfolger fehlen." Gleichzeitig dämpft die gute Arbeitsmarktlage in Deutschland die Gründungsneigung in Deutschland. Die Zahl der Übernahmegründer, die ein bestehendes Unternehmen fortführen, sinkt seit Jahren. "Im Jahr 2002 gab es noch rund 200.000 Übernahmegründer - 2015 waren es nur 62.000", sagt Zeuner. "Damit gibt es aktuell jährlich etwa dreimal so viele übergabebereite Unternehmer wie Übernahmegründer."

Nachfolgeprozess einleiten

Die Unternehmensübergabe erfolgreich zu gestalten, wird mehr und mehr zu einer zentralen Herausforderung für den Mittelstand. Wenn die Übergabe verschleppt wird oder sogar scheitert, geraten Investitionen, Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze unter Druck. Volkwirtschaftlich ist das ein akutes Problem, denn viele Mittelständler machen sich der Studie zufolge erheblich zu spät Gedanken über das Thema Nachfolge oder unterschätzen den Zeitbedarf. Von den Inhabern kleiner und mittlerer Unternehmen, die binnen drei Jahren übergeben wollen, haben lediglich 42 % den Nachfolgeprozess gestartet, weitere 22 % haben konkrete Planungen. Das heißt aber auch: Rund ein Drittel der Unternehmer hat wenig bis nichts unternommen, für sie droht die Zeit knapp zu werden.

Modernisierung selten auf der Agenda

Immerhin die Hälfte des Mittelstands identifiziert die frühe Nachfolgersuche und eine mehrjährige Planung als wichtige Erfolgsfaktoren der Unternehmensnachfolge. Die größte Bedeutung messen die Unternehmer allerdings der intensiven Einarbeitung des Nachfolgers (72 %) und dem Erhalt von Kunden und Lieferanten (60 %) bei. Die Modernisierung des Unternehmens im Vorfeld der Übergabe wird hingegen nur selten als wichtiger Erfolgsfaktor angesehen (13 %). Diese Einschätzung kann laut der KfW zu Problemen führen, denn auch in den Jahren vor dem Rückzug sollten Inhaber die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität ihres Unternehmens kritisch überprüfen - und wenn nötig investieren.

Quelle: KfW  Vorschau-Foto: Fotolia

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