Gemeinsames Unternehmen in Ungarn zur Digitalisierung der Streitkräfte
von Hubert Hunscheidt
Rheinmetall baut seine Position in Ungarn als leistungsfähiger Partner der ungarischen Streitkräfte weiter aus. Wie 4iG an der Budapest Stock Exchange bekannt gegeben hat, haben Rheinmetall AG (51%), 4iG Plc (39%) und das ungarische Staatsunternehmen HM Electronics, Logistics and Property Management Plc (HM EI Zrt.) (10%) einen Vorvertrag über ein geplantes Joint Venture unterzeichnet. Kernanliegen der Kooperation ist es, die Digitalisierung der ungarischen Streitkräfte und weiteren NATO-Staaten in Zentral- und Osteuropa voranzutreiben und die dafür benötigte digitale Ausstattung zu entwickeln und zu liefern. Dabei ist es das Ziel, diese Staaten dabei zu unterstützen, den heutigen und zukünftigen Gefechtsfeldanforderungen begegnen zu können.
Das Joint Venture, bei dem Rheinmetall als Hauptgesellschafter die industrielle Führung haben wird, soll im zweiten Halbjahr 2022 ihren Betrieb aufnehmen. Konkret will sich das Unternehmen als Treiber der Digitalisierung in den Bereichen Soldatensysteme, Flug- und Landsimulation engagieren. Ein Schwerpunkt wird zudem der wichtige Bereich C4ISTAR (Führung, Information, Kommunikation, Computersysteme, Nachrichtenwesen, Überwachung und Aufklärung) sein, wo ebenfalls substanzielle und innovative Beiträge erbracht werden sollen. Das Gemeinschaftsunternehmen verfolgt das Ziel, durch die Kombination der individuellen Stärken der drei Partner zu einem der wichtigsten Akteure im Bereich der elektronischen Systeme zu werden.
Rheinmetalls internationale Militärexpertise ist ein Alleinstellungsmerkmal dieser Kooperation. Das Unternehmen fungiert in der Kooperation als Technologieanbieter für Komponenten, Produkte, Systeme, Fähigkeiten und Know-how auf dem Gebiet der militärischen Simulation und Ausbildung, der Soldatensysteme und der Digitalisierung. HM Electronics wird IT- und Infrastrukturdienste für den Verteidigungsbereich einbringen sowie seine Kompetenzen bei Gefechtsführungskomponenten und auf dem Feld der Systemintegration. Der IT-Spezialist 4iG deckt den Bereich der IT-Lösungen, der Cyber-Sicherheit und Software-Entwicklung ab.
Armin Papperger, CEO der Rheinmetall AG: "Das Joint Venture, das mehrheitlich durch Rheinmetall geführt wird, bildet ein zentrales Element unserer zukünftigen Digitalisierungsstrategie. In der Hauptsache soll die Kooperation die strategischen Ziele Ungarns und Zentral- und Osteuropas einer Digitalisierung ihrer Streitkräfte und einer höchstmöglichen NATO-Kompatibilität unterstützen. Mit dem Sitz des Unternehmens unterstreicht Rheinmetall sein besonderes Bekenntnis zum Standort Ungarn."
Gellért Jászai, Vorsitzender und CEO von 4iG Plc erläutert weiter: "Die Gründung des Joint Venture markiert einen weiteren Meilenstein für 4iG. Durch die Partnerschaft mit Rheinmetall gelingt es uns, strategisch in einem neuen Geschäftsfeld aktiv zu werden, dem Technologie- und Digitalisierungsbereich der Verteidigungsindustrie. Darüber hinaus eröffnet uns die Kooperation die Möglichkeit, internationale Märkte und Vertriebschancen zu erschließen. Sie vereinfacht den Wissenstransfer zwischen den Unternehmen, und die gemeinsam entwickelten militärischen Lösungen können zukünftig eine zentrale Rolle dabei spielen, die Attraktivität Ungarns für weitere Entwicklungs- und Fertigungskapazitäten zu erhöhen. Die jahrzehntelange Expertise von HM EI wird der gemeinsamen Unternehmung helfen, spezifische militärische Anforderungen mit regionalen Erfordernissen in Einklang zu bringen."
Gáspár Maróth, Präsident von HM EI Zrt. und Nationaler Rüstungsdirektor ergänzt: "Das Joint Venture mit Rheinmetall bringt viele Vorteile für Ungarn und die am Projekt beteiligten Unternehmen. Eine den Weltmarkt anführende Entwicklung im Bereich der Digitalisierung kommt durch die Gründung nach Ungarn und macht damit die ungarische Verteidigungsindustrie einmalig in unserer Region. Zusätzlich erleichtert die Kooperation HM EI den Zugang zu internationalen Verteidigungsmärkten für seine Systeme und Entwicklungskompetenzen." Maróth ergänzt weiter: "Mit dem Unternehmen schaffen wir eine Wissens- und Produktionsbasis für modernste IT-basierte Befehls- und Kontrolltechnologien in unserem Land. Angesichts der geopolitischen Situation ist dieser Aspekt mit Blick auf Verteidigungskompetenzen von besonderer strategischer Bedeutung."
Rheinmetall AG und 4iG Plc haben bereits im Januar 2022 ein Abkommen unterzeichnet, mit dem der Düsseldorfer Technologiekonzern einen Anteil in Höhe von rund 25% an dem Budapester Unternehmen für Informations- und Kommunikationstechnologie erworben hat. Die Parteien einigten sich nicht nur über ein rein finanzielles Investment, sondern legten mit dem Erwerb von Unternehmensanteilen, mit denen der Technologiekonzern zum Anteilseigner wurde, den Grundstein für eine lang angelegte Kooperation, die durch das Joint Venture zusätzlich gestärkt wird.
2016 hatte die ungarische Regierung das Verteidigungs- und Streitkräfteentwicklungsprogramm "Zrínyi 2026" angekündigt, das eine umfassende Modernisierung des Verteidigungssektors beinhaltet. Die ungarischen Streitkräfte sollen dabei – mit entsprechendem finanziellem Aufwand – zu einer modernen, schlagkräftigen Truppe in Europa und im NATO-Bündnis entwickelt werden.
Das in Budapest ansässige Unternehmen 4iG Plc ist Ungarns führender IT-Systemintegrator mit signifikanter Bedeutung für den nationalen und regionalen Telekommunikationsmarkt. Das Unternehmen ist seit mehr als 27 Jahren auf dem Markt für innovative, branchenunabhängige IT-Technologien präsent. Das Unternehmen erweitert kontinuierlich seine Dienstleistungen und sein Portfolio, um den sich ändernden Bedürfnissen und Anforderungen des IKT-Marktes gerecht zu werden. Die Gruppe beschäftigt mehr als 6.900 Mitarbeiter. 4iG ist ein breit gefächerter Lösungsanbieter insbesondere in den Bereichen IT, Telekommunikation, Satelliten-telekommunikation und Entwicklung von Telekommunikationsinfrastrukturen. Das Unternehmen, das an der Budapester Börse notiert ist, strebt eine dominante Marktposition in einem breiten Spektrum von Infokommunikationsdiensten in Ungarn, Zentral- und Osteuropa und den westlichen Balkanländern an.
Die börsennotierte Rheinmetall AG ist als integrierter Technologiekonzern mit mehr als 130 Jahren Erfahrung ein starkes, international erfolgreiches Unternehmen. Der Konzern mit Hauptsitz in Düsseldorf beschäftigt weltweit mehr als 25.000 Mitarbeiter. Mit einem innovativen Produkt- und Dienstleistungsangebot und 210 Tochtergesellschaften ist Rheinmetall in 52 Ländern auf 6 Kontinenten präsent. Rheinmetall ist ein bewährter Partner der Streitkräfte in vielen Ländern der Welt präsent und gleichzeitig mit seinen zivilen Aktivitäten als Entwickler und Hersteller für Abnehmer in der Automobilindustrie und in anderen industriellen Bereichen tätig. Für militärische Kunden entwickelt und fertigt der Konzern Kampffahrzeuge, komplexe Verteidigungssysteme, IT-Lösungen, Waffen und Munition. Der Umsatz der Rheinmetall AG lag im Jahr 2021 bei über 5,8 Mrd. EUR.
Die zu 100% in ungarischem Staatsbesitz befindliche HM El Zrt. ist das führende Unternehmen der ungarischen Verteidigungsindustrie. Als zertifizierter Lieferant der NATO konzentriert sich HM EI auf einzigartige Lösungen und High-Tech-Entwicklungen und ist als Systemintegrator treibende Kraft der ungarischen Verteidigungs¬industrie. Die strategischen Ziele werden durch das Programm zur Entwicklung der Streitkräfte und der Verteidigungsindustrie bestimmt. Mit Hauptsitz in Budapest und 260 Standorten im ganzen Land ist HM EI einer der größten Arbeitgeber in Ungarn mit 4.500 hochqualifizierten, engagierten Experten. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Bereiche IT, Luftflottenbetrieb, Immobilienmanagement und -investitionen, Objektschutzdienste und Leichtindustrie.
Quelle und Foto: RHEINMETALL AG