Gefährden steigende Kosten das Wachstum?

von Hubert Hunscheidt

Auf das Jahr 2022 blicken die Entscheider im deutschen Maschinen- und Anlagenbau hoffnungsvoll und verunsichert zugleich. So erwarten lediglich vier von zehn Managern eine positive Entwicklung der deutschen Konjunktur im kommenden Jahr. Seit Mitte des Jahres hat sich der Anteil der Optimisten unter den Maschinenbauern fast halbiert. Auf die Weltwirtschaft blickt weniger als ein Drittel noch mit positiven Erwartungen. Die Umsatzprognosen lesen sich hingegen sehr positiv. Wären da nicht die Kosten. Dies geht aus dem aktuellen Maschinenbau-Barometer der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC) hervor.

Umsatzerwartungen deutlich höher als im Vorjahr

Während die Befragten noch im Vorjahr sehr düstere Prognosen für die Gesamtbranche (-2,7 Prozent) und die eigenen Unternehmen (1,3 Prozent) abgaben, sind ihre Aussichten auf das kommende Jahr von größeren Erwartungen geprägt. Für die Gesamtbranche schätzen die befragten Entscheider das Umsatzplus auf 4,4 Prozent. Für die eigenen Unternehmen prognostizieren sie ein durchschnittliches Wachstum von 8,2 Prozent. "Dies ist zwar ein leichter Rückgang gegenüber den letzten beiden Quartalen, zeugt aber von Zuversicht in einer Branche, die ihr Geschäft gerade zwischen Auftragsboom und Lieferengpässen, zwischen Investitionen in digitale und nachhaltige Wertschöpfung und Rekordpreissteigerungen für Rohstoffe austarieren muss", analysiert Dr. Klaus-Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries & Innovation bei PwC Deutschland.

Auslastung bleibt stabil hoch

Trotz zahlreicher Materialengpässen im Bereich Elektronik (Halbleitermangel, Chipkrise), Metalle und Kunststoffe und mitunter starken Preissteigerungen bei Roh- und Werkstoffen sorgen volle Auftragsbücher für eine vergleichsweise hohe Kapazitätsauslastung der Maschinen- und Anlagenbauer. Sie liegt mit durchschnittlich 89,5 Prozent allerdings auf einem leicht niedrigeren Niveau als Mitte dieses Jahres. Momentan arbeitet fast jeder zweite Betrieb am Auslastungslimit. Im Vorjahr war es zum gleichen Zeitpunkt gerade einmal ein Viertel der Unternehmen. "Tatsächlich hat die Branche die Auswirkungen der Corona-Krise im Jahr 2021 vergleichsweise gut gemeistert. Die globale Qualitätsführerschaft zahlt sich aus. Denn gerade die Auslandsbestellungen sind existenziell für die Vorzeigebranche", sagt Gushurst. "Umso mehr bereitet der Kostendruck den Entscheidungsträgern Kopfzerbrechen."

Kosten steigen in allen Bereichen

Tatsächlich wird der Kostendruck derzeit als größte Herausforderung für die Unternehmen des Maschinenbaus gesehen. Die meisten Entscheider (84 Prozent) sehen ihn derzeit als Wachstumshindernis, dicht gefolgt von der Corona-Pandemie (82 Prozent), die gegenüber dem Vorquartal wieder deutlich an Bedeutung gewonnen hat, und dem Fachkräftemangel (72 Prozent). 81 Prozent der Befragten gehen ohnehin davon aus, dass ihre Gesamtkosten kurzfristig weiter wachsen werden. Ihr Anteil hat in den letzten Monaten kontinuierlich zugenommen und den höchsten Stand aller bisherigen Erhebungswellen erreicht. Lediglich einer von 100 Befragten glaubt noch an eine Absenkung der Kosten. Für die überwiegende Mehrheit der Maschinenbauer steht allerdings fest: 2022 werden sowohl die Personalkosten (72 Prozent) steigen als auch die Ausgaben für Energie (84 Prozent) und insbesondere für Rohstoffe und Vorprodukte (88 Prozent). Aus diesem Grund schließen auch zwei von drei Befragten nicht aus, ihren finanziellen Mehraufwand an die Kunden weiterzureichen und die Verkaufspreise zu erhöhen - ein Rekordhoch aller bisherigen Befragungswellen. "Langfristig wirken Preissteigerungen nicht als Rezept gegen Kostendruck", resümiert Gushurst. "Denn dahinter verbergen sich weit größere Themen wie die Zukunft der Arbeit und Produktion, die Transparenz der Wertschöpfung und die Verantwortung für soziale und ökologische Belange. Vielmehr wird es also darum gehen, nach zwei Jahren Krise und Krisenbewältigung die Transformation des eigenen Geschäfts im neuen Jahr entschieden in Richtung Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Klimaneutralität, und damit auch hinsichtlich Effizienz und Resilienz voranzutreiben."

Quelle: PricewaterhouseCoopers GmbH / Foto: marketSTEEL

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