FuE nutzt vor allem kapitalstarken Unternehmen

von Hans Diederichs

Kapitalstarke Unternehmen können durch FuE-Aktivitäten langfristig ihren Unternehmenswert um durchschnittlich 11,6 Prozent steigern, während sich der Wert eines kapitalschwachen Unternehmens um lediglich 2,3 Prozent erhöht. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), in der 1.200 deutsche Unternehmen aus fünf High-Tech-Branchen des verarbeitenden Gewerbes betrachtet wurden: aus der chemischen Industrie, dem Maschinenbau, der Elektrotechnik, dem Fahrzeugbau und dem Bau technischer sowie medizinischer Instrumente. Der Beobachtungszeitraum umfasst die Jahre 1993 bis 2008.

Kapitalstärke beeinflusst langfristig erwartete Gewinne

Unternehmen treffen die Entscheidung, ob sie in FuE investieren auf Grundlage der erforderlichen FuE-Ausgaben und der langfristig erwarteten Erträge. Die ZEW-Studie zeigt, dass die Kapitalstärke der Unternehmen eine bedeutende Rolle bei dieser Entscheidungsfindung spielt, da sie die langfristig erwarteten Gewinne erheblich beeinflusst. So entschieden sich im Untersuchungszeitraum 87,7 Prozent der kapitalstarken High-Tech-Unternehmen für Investitionen in FuE, aber nur 70,7 Prozent der kapitalschwachen Unternehmen.

Die Einteilung der betrachteten Unternehmen in solche mit großer, mittlerer und geringer Kapitalstärke basiert in der ZEW-Studie auf der Bewertung ihrer Bonität. "Die größere Bereitschaft der kapitalstarken Unternehmen, in FuE zu investieren, liegt in den höheren langfristig erwarteten Gewinnen begründet", erklärt Dr. Bettina Peters, stellvertretende Forschungsbereichsleiterin "Industrieökonomik und Internationale Unternehmensführung" am ZEW.

Vorerfahrungen können kapitalstarke Unternehmen besser nutzen

Die höheren langfristig erwarteten Gewinne kapitalstarker Unternehmen – gemessen an der Veränderung des Unternehmenswertes abzüglich der FuE-Ausgaben – lassen sich auf zwei Ursachen zurückführen. Zum einen sind kapitalstarke Unternehmen erfolgreicher, wenn es darum geht, aus FuE-Projekten neue Produkte oder Produktionstechnologien zu entwickeln und zur Marktreife zu führen. Dies gelingt 91,7 Prozent der kapitalstarken Unternehmen, die bereits FuE-Erfahrung in der Vergangenheit gesammelt haben.

Bei kapitalschwachen Unternehmen mit FuE-Erfahrung liegt die Erfolgsrate hingegen bei nur 85,6 Prozent. Wie wichtig FuE-Erfahrung bei Unternehmen ist, zeigt die Tatsache, dass die entsprechenden Erfolgsraten auf 28,7 Prozent beziehungsweise 19,9 Prozent sinken, wenn Unternehmen keine FuE-Erfahrung in der Vergangenheit gesammelt haben.

Auch bei der Vermarktung ist der Effekt spürbar

Kapitalstarke Unternehmen sind aber nicht nur bei der Entwicklung marktreifer Innovationen Spitze, sondern auch bei deren Umsetzung und Vermarktung. So steigt bei ihnen die (Umsatz-)Produktivität aufgrund einer Produktneuerung um 8,6 Prozent, aufgrund einer Prozessneuerung um rund neun Prozent. Führen Unternehmen beide Innovationstypen gemeinsam durch, nimmt die Produktivität sogar um 11,5 Prozent zu.

Ganz anders sieht es bei kapitalschwachen Unternehmen aus, die lediglich einen Produktivitätszuwachs von 0,8 Prozent bei einer Produktinnovation beziehungsweise von 0,6 Prozent bei einer Prozessinnovation erzielen. Bei einer simultanen Einführung verzeichnen diese einen Produktivitätszuwachs von 3,8 Prozent.

Vorteil der größeren Ressourcen

"Kapitalstarken Unternehmen fällt es  leichter, ihre FuE-Ausgaben über den aktuellen Cashflow, Gewinne oder Kredite zu finanzieren. Außerdem können sie in eine größere Anzahl von FuE-Projekten investieren. Nicht zuletzt stehen ihnen deutlich mehr Ressourcen zur Verfügung, um ihre Innovationen umzusetzen und zu vermarkten. Eindeutig ein Vorteil für die kapitalstarken Unternehmen", sagt Peters. 

Für die empirische Analyse zogen die ZEW-Forscher sowohl Daten des Mannheimer Innovationspanels (MIP) als auch der Kreditratingagentur Creditreform heran.

Quelle: ZEW; Vorschau-Bild: fotolia

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