Frühjahrsprognose 2024: EU-Kommission sieht 0,1 Prozent Wachstum für Deutschland

von Hubert Hunscheidt

Die Inlandsnachfrage dürfte sich in den Jahren 2024 und 2025 langsam erholen, da das Reallohnwachstum wieder anzieht. Die Investitionen werden jedoch voraussichtlich deutlich unter dem Niveau vor der Pandemie bleiben, was durch die anhaltend hohen Finanzierungskosten eingeschränkt wird. Die Exporte werden voraussichtlich im Jahr 2024 schleppend bleiben und sich im Jahr 2025 langsam erholen. Angetrieben von der Binnennachfrage wird das BIP-Wachstum im Jahr 2025 voraussichtlich moderat zunehmen. Die Haushaltskonsolidierung setzt sich fort, wobei das öffentliche Defizit und die Schuldenquote allmählich sinken, was auf das Auslaufen der Energiestützungsmaßnahmen zurückzuführen ist.

Stagnation gefolgt von schleppender Erholung

Die deutsche Wirtschaft durchlief im Jahr 2023 eine Rezession, als das reale BIP um 0,2 % zurückging (laut der jüngsten BIP-Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes). Trotz des anhaltenden Gegenwinds erholte sie sich Anfang 2024 leicht, wobei die Wirtschaftstätigkeit im ersten Quartal 2024 voraussichtlich bei 0,2 % gegenüber dem Vorquartal liegen wird. Die Kaufkraft erholte sich im vergangenen Jahr deutlich, der private Konsum blieb im Jahr 2023 jedoch schleppend. Es wird erwartet, dass die Investitionen auch im Jahr 2024 negativ zum Wirtschaftswachstum beitragen werden. Gleichzeitig beeinträchtigt die schwache Auslandsnachfrage nach Investitions- und Vorleistungsgütern die deutschen Exporte. Insgesamt wird für 2024 ein Anstieg des realen BIP-Wachstums um 0,1 % prognostiziert.

Mit einer erwarteten weiteren Abschwächung der Inflation dürften sich die realen Haushaltseinkommen weiter erholen. In Verbindung mit einer verbesserten Verbraucherstimmung dürfte der private Konsum im Jahr 2025 wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückkehren. Nach einem starken Rückgang der Investitionstätigkeit in den Vorjahren wird für 2025 eine Erholung des Investitionswachstums erwartet, auch dank der angenommenen Verbesserung der Finanzierungsbedingungen. Gleichzeitig wird erwartet, dass die anhaltend hohe Wohnungsnachfrage ab der zweiten Jahreshälfte 2024 eine Erholung des Baugewerbes unterstützen wird. Der Handel wird das Wachstum im Jahr 2024 voraussichtlich nicht stützen und im Jahr 2025 nur einen geringen positiven Beitrag leisten. Die Hauptgründe dafür sind ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit in einigen (hauptsächlich energieintensiven) Sektoren. Insgesamt wird für 2025 eine moderate Erholung des realen BIP-Wachstums auf 1,0 % prognostiziert.

Arbeitsmarkt bleibt stabil

Im Jahr 2023 waren 83,6 % der Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren auf dem Arbeitsmarkt aktiv, gegenüber 83,3 % im Vorjahr. Die Widerstandsfähigkeit des Arbeitsmarktes spiegelt sich auch in der Arbeitslosenquote wider, die im Prognosezeitraum weitgehend stabil bei etwa 3,0 % bleiben dürfte. Die Quote der offenen Stellen ist angesichts der Abschwächung der Wirtschaftstätigkeit etwas zurückgegangen, bleibt aber auf einem hohen Niveau, und die Beschleunigung der Alterung wird das Arbeitskräfteangebot und die Anspannung des Arbeitsmarktes weiterhin belasten. Im Jahr 2023 haben die Reallöhne eine Wende vollzogen und sind nach mehreren Quartalen mit Reallohnverlusten deutlich gestiegen. Die Reallöhne dürften sich in den Jahren 2024 und 2025 vor dem Hintergrund höherer Nominallöhne und einer niedrigeren Inflation weiter erholen.

Inflation wird weiter nachlassen

Die Inflation hat sich seit Oktober 2022 aufgrund des Rückgangs der Großhandelspreise für Energie und der Einführung von Maßnahmen zur Abmilderung der Auswirkungen der hohen Energiepreise stetig verlangsamt. Es wird jedoch erwartet, dass das Auslaufen dieser Maßnahmen und die höheren Treibstoffkosten in den Jahren 2024 und 2025 positiv zur Gesamtinflation beitragen werden. Der Rückgang der Inflation dürfte auch durch das anhaltende Lohnwachstum verlangsamt werden, das den Preisdruck im Dienstleistungssektor aufrechterhalten dürfte. Insgesamt wird die Inflation voraussichtlich von 6,0 % im Jahr 2023 auf 2,4 % im Jahr 2024 und 2,0 % im Jahr 2025 zurückgehen.

Öffentliche Finanzen auf Konsolidierungskurs

Im Jahr 2023 blieb das gesamtstaatliche Defizit bei 2,5 % des BIP. Die Gas- und Strompreisbremse ersetzte eine Vielzahl früherer energiebezogener Maßnahmen, während die Erhöhung des Pflegebeitragssatzes dazu beitrug, die Einkommensteuersenkungen aufgrund von Steuerklassenanpassungen und Erhöhungen der Steuerfreibeträge für Kinder auszugleichen.

Mit der ab 2024 wieder in Kraft getretenen "Schuldenbremse" werden die Ausgabenmöglichkeiten der Regierung in den kommenden Jahren eingeschränkter sein.

Im Jahr 2024 dürfte das öffentliche Defizit auf 1,6 % des BIP sinken, was auf das Auslaufen der Maßnahmen zur Abmilderung der Auswirkungen des Rückgangs der hohen Energiepreise von 1,2 % des BIP im Jahr 2023 auf 0,1 % des BIP und eine robuste Entwicklung der Staatseinnahmen zurückzuführen ist. Es wird erwartet, dass solide Steuereinnahmen und stark steigende Sozialbeiträge aufgrund steigender Löhne und Sozialbeitragssätze die Einkommensteuersenkungen und die Erhöhung des Kindergeldes mehr als aufwiegen werden.

Im Jahr 2025 dürfte das gesamtstaatliche Defizit auf der Grundlage einer unveränderten Politik weiter auf 1,2 % des BIP zurückgehen. Auf der Einnahmenseite sollen die Sozialbeiträge von der schrittweisen Abschaffung des Inflationsausgleichs profitieren, der es Arbeitgebern ermöglichte, im Zeitraum von Ende 2022 bis Ende 2024 einen steuer- und sozialbeitragsfreien Bonus von insgesamt bis zu 3.000 EUR zu zahlen. Auf der Ausgabenseite dürfte sich das robuste Wachstum fortsetzen, da die Rentenzahlungen und die Löhne im öffentlichen Dienst voraussichtlich spürbar steigen werden.

Der öffentliche Schuldenstand sank im Jahr 2023 auf 63,6 % des BIP. Es wird erwartet, dass sie im Prognosezeitraum langsam auf 62,9 % bzw. 62,2 % in den Jahren 2024 und 2025 sinken wird, was auf die Inflation und die Verringerung der Verschuldung zurückzuführen ist. Die Einführung eines kapitalbasierten Elements im Rentensystem im Jahr 2024 wird die Bruttoverschuldungsquote um rund 0,3 Prozentpunkte erhöhen. jedes Jahr ohne Auswirkungen auf das öffentliche Defizit, da die jährlichen Beiträge zu diesem Investmentfonds Finanztransaktionen darstellen.

Quelle: Europäische Kommission / Foto: Fotolia

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