Fachkräftemangel trifft Unternehmen
von Hubert Hunscheidt
Die Sonderfragen des vierten Quartals 2021 drehten sich um die Personal- und Lohnentwicklung im Jahr 2022, geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels und die wichtigste Aufgabe für die neue Bundesregierung aus Sicht der befragten Unternehmen.
In knapp der Hälfte der Unternehmen soll der Personalbestand den Angaben der befragten Personalverantwortlichen zufolge im ersten Halbjahr 2022 konstant bleiben. Bei den restlichen Antworten überwiegt die Steigerung des Personalbestands (37%). Nur sehr wenige der befragten Firmen bereiten eine starke Aufstockung ihres Personals vor (3%). Eine Reduzierung erwarten 12% der Teilnehmenden, von stärkeren Rückgängen ist hingegen nicht die Rede.
Wie kann der Fachkräftemangel bekämpft werden?
Gut 80% der befragten Personalleiter*innen gaben an, dass sie 2022 auf der Suche nach Fachkräften sein werden – dies gilt für alle drei betrachteten Wirtschaftsbereiche. Große Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitenden benötigen am häufigsten Fachkräfte (90%). Jedoch sehen sich fast alle befragten Unternehmen, die für 2022 neue Fachkräfte suchen, mit mittleren bis sehr großen Problemen konfrontiert. Im Vergleich zur Befragung im Vorjahr zeigen die aktuellen Daten deutlich, dass sich das Finden geeigneter Fachkräften für die Unternehmen immer schwieriger gestaltet. Als die am besten geeignete Maßnahme zur Bekämpfung des Fachkräftemangels sehen die befragten Personalleiter*innen die Erhöhung der Attraktivität von Berufsausbildung (90% hohe und mittlere Eignung). Eine weitere vielversprechende Maßnahme besteht darin, Engpassberufe stärker zu bewerben (über 80% gute Eignung). Auch indem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter gefördert wird, können gezielt mehr Fachkräfte gewonnen werden − 34% sehen darin einen hohen und 44% einen mittleren Nutzen. Die Lösung des Fachkräftemangels durch Erleichterung der Zuwanderung, z.B. durch den Abbau von Bürokratie wird zu je einem Drittel als mittlere oder hohe Zweckmäßigkeit gesehen. Der Ausbau von Förderprogrammen der Bundesagentur für Arbeit findet etwas weniger Zuspruch, um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen. Insgesamt sehen darin über die Hälfte eine mittlere bzw. hohe Tauglichkeit. Das Renteneintrittsalter zu erhöhen, hält dagegen die Mehrheit der befragten Personalleiter*innen als gar nicht bzw. kaum zielführend, um der Knappheit von Fachkräften zu entgehen.
Kräftige Lohnsteigerung erwartet
In dem durch die Umfrage abgedeckten Beschäftigtenkreis werden die Löhne im Jahr 2022 überwiegend steigen. 78% der Befragten gehen davon aus, dass in ihrer Belegschaft insgesamt die Löhne um durchschnittlich 4,7% zulegen werden. 21% erwarten gleichbleibende Löhne, sinkende Löhne wurde nur sehr vereinzelt gemeldet. Im Dienstleistungsbereich wird der Lohnanstieg mit durchschnittlich 5,8% voraussichtlich am höchsten ausfallen. Dagegen erwarten Industrie- und Handelsbetriebe Lohnsteigerungen um durchschnittlich 3,9% bzw. 4,0% in der gesamten Belegschaft. Während in Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten drei Viertel der Befragten von wachsenden Löhnen in der Belegschaft ausgehen, sind es in größeren Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden schon neun von zehn bzw. ab 500 Mitarbeitenden acht von zehn Befragten. Die durchschnittlich erwarteten Lohnsteigerungen liegen bei kleineren Unternehmen mit 6% jedoch fast doppelt so hoch wie bei größeren und Großunternehmen (3,3% bzw. 2,9%).
Wichtigste Aufgabe für die neue Regierung aus Unternehmenssicht
Unter dem Titel „Mehr Fortschritt wagen“ unterzeichnete die Ampel-Koalition im Dezember 2021 den Koalitionsvertrag. Unternehmen wünschen sich von der neuen Bundesregierung als die fünf wichtigsten Aufgaben: Bürokratieabbau, Pandemiebekämpfung, Umwelt- bzw. Klimaschutz, Planungssicherheit für Unternehmen sowie das Vorantreiben der Digitalisierung.
Quelle: ifo Institut / Foto: marketSTEEL