Executive Circle der Gussbranche
von Hubert Hunscheidt
Raum schaffen für gemeinsames Nachdenken über die Zukunft der Druckgussbranche und für Netzwerken auf höchster Ebene. Das war das erklärte Ziele des Executive Circle, zu dem die NürnbergMesse als Veranstalter der Fachmesse EUROGUSS Top-Entscheider aus der gesamten Wertschöpfungskette am 4. und 5. Oktober nach Königstein in den Taunus eingeladen hatte. Fast 60 führende Köpfe aus Wirtschaft und Wissenschaft waren der Einladung gefolgt und diskutierten leidenschaftlich über Wege in eine bessere Zukunft. Am Schluss der Veranstaltung war etwas mit Händen zu greifen: Aufbruchstimmung.
„Wir haben eine solche Phase der Stagnation in unserer Branche praktisch seit 50 Jahren nicht erlebt“, brachte Johannes Messer die Ausgangssituation auf den Punkt. Seit Ende 2018 verzeichnet die Branche kein Wachstum. „Wir müssen um unseren Anteil kämpfen. Aber wir haben in Europa das stärkste Netzwerk, das müssen wir für die Transformation nutzen“, erklärte der ausgewiesene Branchenkenner und Berater.
Plattform für den persönlichen Austausch
Um den Austausch über eine gemeinsame Zukunftsvision und mögliche Kooperationen zwischen Unternehmen zu organisieren, wurde der Executive Circle ins Leben gerufen. Christopher Boss, dem Executive Director der EUROGUSS, schwebte schon länger ein entsprechendes Format vor: „Auch Messegesellschaften befinden sich in einer Phase der Transformation. Digitale Tools sind das eine. Aber gerade in Krisenzeiten braucht es noch mehr persönlichen Austausch und Partnerschaften. Als Dienstleister für unsere Kunden aus der Gussbranche wollten wir die passende Plattform dafür bieten“, erklärte er zum Auftakt der Veranstaltung.
Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts Wien/Frankfurt, das die NürnbergMesse mit der wissenschaftlichen Begleitung des Formats beauftragt hatte, skizzierte in seiner Keynote wichtige Megatrends, die die Welt bewegen und legte die Basis für die folgenden Gespräche zwischen den Teilnehmern. Raphael Shklarek, Methods & Analytics Lead des Zukunftsinstituts, konkretisierte die Aufgabe, der sich die Unternehmer und Unternehmerinnen an diesem Tag stellen sollten: „Heute denken wir zusammen, versuchen Muster zu erkennen und ein Gruppenbild zu erzeugen.“ Es soll den Rahmen bilden für die Zukunftsszenarien, die in den Wochen nach der Veranstaltung entwickelt werden.
Erwartungen wurden erfüllt
In mehreren Thinkspaces diskutierten die Teilnehmer darüber, welche Einflüsse für ihre Branche besonders relevant sind. Deutlich kristallisierten sich verschiedene Schwerpunkte heraus. Dazu gehörten die bestehenden Probleme bei der Gewinnung geeigneter Nachwuchskräfte ebenso wie eine zu geringe Veränderungsgeschwindigkeit in vielen Betrieben, die in deutlichem Kontrast steht zum „China-Speed“, mit dem sich die oft deutlich größeren Mitbewerber in Fernost weiterzuentwickeln scheinen. Nicht zuletzt wurde mehr Innovationswille in der Branche angemahnt. Statt nur die „verlängerte Werkbank der OEMs“ zu sein, wie es einer der Firmenchefs formulierte, sollten die Druckgießereien wieder stärker in die Entwicklung von Bauteilen einbezogen werden. Als wichtiges Handlungsfeld wurden außerdem verstärkte Marketinganstrengungen identifiziert, die zu einer verbesserten Wahrnehmung in Politik und Gesellschaft führen und die junge Generation für eine Karriere im Druckguss begeistern sollen. Über allem stand der erkennbare Wunsch, durch verstärkte Zusammenarbeit und Synergien gemeinsam in die Erfolgsspur zurückzufinden.
„Wir sind für Fortsetzung offen“
Es bestand große Einigkeit darüber, den begonnenen Prozess weiter voranzutreiben. Deshalb war das vielfach geäußerte Lob an die Ausrichter für eine „tolle Veranstaltung mit Potenzial“ auch mit dem dringenden Wunsch verbunden, auf diesem Weg weiterzugehen und das Momentum zu nutzen.
Dies aktiv zu tun, versprach Christopher Boss: „Das war heute der Start von etwas Neuem. Wir sind für eine Fortsetzung offen.“ Als ein nächster Schritt schon fest eingeplant ist die Präsentation der in den Think Spaces diskutierten Themen in Form einer Szenarioanalyse des Zukunftsinstituts. Sie soll im Rahmen der kommenden EUROGUSS erfolgen, die vom 16. bis 18. Januar 2024 in Nürnberg stattfindet.
Auch Johannes Messer zeigte sich zufrieden mit dem an diesem Tag Erreichten: „Wenn wir uns nicht als Wettbewerber, sondern als Marktbegleiter verstehen, können wir viel besser die Zukunft gestalten. Ich glaube, das haben wir alle heute verstanden“, sagte er und schloss mit dem Gruß der Gießer: „Glückauf!“
Quelle und Foto: NürnbergMesse GmbH