Europas Edelstahlhersteller kämpfen um Preiserhöhungen trotz schwacher Nachfrage

von Hubert Hunscheidt

Europäische Edelstahlhersteller versuchen, höhere Preise für ihre Produkte durchzusetzen, obwohl die Nachfrage verhalten bleibt. Laut einer aktuellen Analyse von MEPS International verzeichnen die Produzenten kurze Lieferzeiten, da die Bestellungen für Februar und März schwach ausfallen. Zwar nahm die Einkaufsaktivität der Händler im Januar leicht zu, jedoch wurde hauptsächlich Material für den kurzfristigen Bedarf beschafft, ohne Lagerbestände aufzubauen.

Michelle Kirton, Edelstahlmarkt-Analystin bei MEPS, erklärt: „In Zeiten niedriger Preise und schwacher Nachfrage drosseln die Werke lieber die Produktion, als mit Verlust zu arbeiten.“ So hat Outokumpu aufgrund eines Streiks vom 27. Januar bis zum 1. Februar die Produktion im Tornio-Werk unterbrochen, was jedoch keine größeren Lieferengpässe verursachen dürfte.

Herausforderungen durch geringe Profitabilität

Die niedrigen Preise für warm- und kaltgewalzte Edelstahlprodukte setzen die Hersteller unter Druck. Im Januar lag der Durchschnittspreis für kaltgewalzten Edelstahl der Güteklasse 304 bei 2.426 bis 2.483 Euro pro Tonne, während der Preis für Güteklasse 316 auf 1.300 bis 1.350 Euro pro Tonne fiel. Viele Hersteller melden bereits Schwierigkeiten, ihre Rentabilität aufrechtzuerhalten.

Trotz geplanter Preiserhöhungen um 30 bis 40 Euro pro Tonne für die März-Produktion bleibt der Markt herausfordernd. Kunden zögern angesichts steigender Energiekosten und schwacher Endnachfrage, höhere Preise zu akzeptieren. Auch die Lagerverkäufe bewegen sich in einem engen Preiskorridor, was den Spielraum für Margen weiter verringert. Finanzielle Schwierigkeiten in den nachgelagerten Industrien, insbesondere in der Automobil- und Bauwirtschaft, verstärken den Druck auf den Markt.

Importzölle beeinflussen den Markt

Ein weiteres Hindernis für die Edelstahlimporte stellt die EU-Schutzquote für taiwanesische Lieferungen dar. Diese war bereits in den ersten Tagen des Jahres ausgeschöpft, sodass auf nachfolgende Importe ein Zoll von 8 % erhoben wurde. Für kaltgewalzten Edelstahl der Güteklasse 304 führte dies zu einem Preisanstieg von 150 bis 200 Euro pro Tonne.

Einige Käufer lassen ihre Ware nun bis zum nächsten Quotenzeitraum ab dem 1. April in Hafenspeichern lagern, um zusätzliche Kosten zu vermeiden. Gleichzeitig haben mehrere taiwanesische Anbieter ihre Exportquoten für das laufende Quartal bereits ausgeschöpft, sodass bis April keine neuen Lieferungen mehr erfolgen können.

Laut Kirton könnten die zu Jahresbeginn importierten Bestände den Preisdruck zunächst hochhalten. Dennoch erschweren Faktoren wie die erschöpfte EU-Importquote, strengere Berichtspflichten durch den CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) und längere Lieferzeiten die Importaktivitäten. Experten gehen davon aus, dass die Importe im zweiten Quartal weiter zurückgehen werden. Bereits eingelagerte Übermengen könnten jedoch ab April den Markt erneut beeinflussen.

Quelle: MEPS International Ltd. / Foto: marketSTEEL

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