Europäischer Pkw-Markt bleibt dynamisch
von Alexander Kirschbaum
Einen starken Wachstumskurs verzeichnete die Automobilindustrie in den USA und China im vergangenen Jahr. Auch Westeuropa legte ebenfalls kräftig zu und erreichte das beste Niveau seit fünf Jahren. Im Dezember 2015 wuchsen diese drei Automobilmärkte laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) deutlich. Zweistellige Rückgänge waren hingegen in Russland und Brasilien zu verzeichnen, auch Japan entwickelte sich schwach.
In Westeuropa wuchsen die Neuzulassungen im Dezember um 15 Prozent auf 1,1 Mio. Pkw. Alle fünf großen Märkte waren im Plus: In Spanien (+21 Prozent), Italien (+19 Prozent) und Frankreich (+12 Prozent) erhöhte sich der Absatz erneut zweistellig, Deutschland und Großbritannien erreichten ein Plus von jeweils 8 Prozent. Allerdings hatte der Dezember auch zwei Arbeitstage mehr als der Vorjahresmonat.
Auch die kleineren westeuropäischen Pkw-Märkte zeigten sich zum Jahresende sehr lebhaft: In den Niederlanden verdoppelten sich die Neuzulassungen nahezu (+91 Prozent), da sich steuerliche Anreize für Firmenwagen in diesem Jahr reduzieren. Zuwächse von einem Fünftel oder mehr erreichten Schweden (+24 Prozent), Belgien (+21 Prozent) und Dänemark (+20 Prozent). In Portugal erhöhte sich das Absatzvolumen im Dezember um 10 Prozent. Im Gesamtjahr 2015 erzielte der westeuropäische Markt mit 13,2 Mio. neu zugelassenen Pkw ein Wachstum von 9 Prozent.
In den neuen EU-Ländern stieg die Nachfrage im Dezember um ein Viertel (+25 Prozent) auf 93.200 Pkw. Im Gesamtjahr 2015 erreichten die Neuzulassungen zum ersten Mal seit sechs Jahren die Millionen-Marke (+12 Prozent). Das schnellste Wachstum im Gesamtjahr bei den größeren osteuropäischen Märkten verzeichnete die Tschechische Republik mit plus 20 Prozent (230.900 Pkw).
USA: Light Vehicles legen zu
Der US-Markt für Light Vehicles (Pkw und Light Trucks) wuchs im Dezember um 9 Prozent auf 1,6 Mio. Einheiten. Im Gesamtjahr 2015 erreichte der Markt einen neuen Rekordwert von 17,4 Mio. Light Vehicles (+6 Prozent). Dabei wurden mit knapp 9,9 Mio. Einheiten 13 Prozent mehr Light Trucks verkauft als im Vorjahr. Das Pkw-Segment hingegen musste einen Rückgang um 2 Prozent auf 7,5 Mio. Einheiten verbuchen. Damit setzte sich der Trend zu Light Trucks fort.
China knackt 20-Millionen-Marke
Der chinesische Pkw-Markt legte im Dezember nochmals deutlich zu. Das Verkaufsvolumen erreichte mit gut 2,3 Mio. Fahrzeugen ein Plus von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für den hohen Zuwachs dürfte laut VDA insbesondere die seit Oktober geltende Steuererleichterung für Pkw mit einem Hubraum von bis zu 1,6 Litern verantwortlich sein. Im Gesamtjahr 2015 nahm der Pkw-Absatz in China um 9 Prozent auf gut 20 Mio. Einheiten zu.
In Japan verringerten sich die Pkw-Neuzulassungen im Dezember um 15 Prozent auf 307.900 Einheiten. Im Gesamtjahr reduzierte sich das Marktvolumen um 10 Prozent auf 4,2 Mio. Neuwagen. Dabei wirkt sich auch die vor gut einem Jahr erhöhte Mehrwertsteuer aus. In Indien stieg der Pkw-Markt im abgelaufenen Monat um mehr als 10 Prozent auf knapp 231.000 Neuwagen. Auch das Gesamtjahr verlief stabil: Von Januar bis Dezember 2015 sorgten eine verbesserte Konsumentenstimmung und niedrigere Zinsen für einen Zuwachs von fast 8 Prozent. Damit erhöhte sich das Volumen des indischen Pkw-Marktes auf rund 2,8 Mio. Fahrzeuge.
Der russische Light-Vehicle-Markt hingegen befindet sich dem VDA zufolge weiter auf Talfahrt: Der Neufahrzeugabsatz verringerte sich im Dezember um fast die Hälfte (-46 Prozent) auf 147.000 Einheiten. Im Gesamtjahr 2015 gingen die Light-Vehicle-Verkäufe auf 1,6 Mio. Einheiten zurück (-36 Prozent). In Brasilien sanken die Light-Vehicle-Neuzulassungen im Dezember um fast 38 Prozent auf 220.800 Einheiten. Die brasilianische Wirtschaft steckt tief in der Rezession. Dies führte im vergangenen Jahr zu den niedrigsten Neuzulassungszahlen seit 2007: Von Januar bis Dezember 2015 wurden knapp 2,5 Mio. Neuwagen angemeldet (-26 Prozent).
Quelle: VDA Vorschau-Foto: Fotolia