Europäische Stahlrohrhersteller erhöhen Produktion

von Alexander Kirschbaum

Mit Ausnahme des Krisenjahres 2009 zeigte die Entwicklung der weltweiten Stahlrohrproduktion im letzten Jahrzehnt nur in eine Richtung: nach oben. Dieser Trend scheint vorläufig gestoppt. Nach dem nur marginalen Wachstum 2015 ging im letzten Jahr die Produktion weltweit nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre um drei Prozent auf 164 Mio. Tonnen zurück. Der Grund dafür lag in der im Vergleich zum Vorjahr deutlich niedrigeren Stahlrohrproduktion in Nordamerika, der GUS und in China. Deutlich besser schnitten die europäischen Stahlrohrhersteller ab. EU-weit konnte die Stahlrohrindustrie ihre Produktion um vier Prozent auf 13 Mio. Tonnen steigern. In Deutschland nahm die Produktion gegenüber dem Vorjahr sogar um fünf Prozent auf 2,6 Mio. Tonnen zu.

Der weltweite Produktionsrückgang war hauptsächlich auf die geringeren Mengen bei nahtlosen Stahlrohren und geschweißter Großrohren über 16“ (entsprechend 406 Millimeter) Außendurchmesser zurückzuführen. Dagegen fertigten die Stahlrohrwerke 2016 global annähernd die gleiche Menge an geschweißten Stahlrohren bis 16“ Außendurchmesser wie im Vorjahr. Während die EU-Produzenten in diesem Segment jedoch zum dritten Mal in Folge leicht zulegen konnten, blieb die Produktion in den USA deutlich hinter dem Vorjahreswert zurück.

Die anhaltende Investitionszurückhaltung der Energieindustrie nennt der Verband als Ursache für die in allen Regionen der Welt beobachtete Einbuße bei der Produktion nahtloser Stahlrohre. Besonders stark war der Rückgang gegenüber dem Vorjahr in den USA mit 20 Prozent. Dagegen lag die Produktion der EU-Hersteller lediglich um fünf Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Hersteller von Großrohren verzeichneten weltweit ein Produktionsminus von acht Prozent. Besonders betroffen waren in diesem Segment die Werke in Nordamerika und in den GUS-Staaten, wohingegen die EU-Produzenten nach dem sehr schwachen Vorjahr ihre Produktion um sechs Prozent steigern konnten.

China baut dominierende Stellung weiter aus

Unübersehbar ist der anhaltende Trend zur wachsenden Dominanz Chinas im Stahlrohrmarkt. So ist laut Stahlrohrverband die weltweite Rekordproduktion von 168,8 Mio. Tonnen im Jahr 2015 ausschließlich auf die um rund 11 Prozent gestiegene Produktion der chinesischen Hersteller zurückzuführen. Der Anteil Chinas an der weltweiten Stahlrohrproduktion stieg damit auf 58 Prozent. Der Zuwachs resultierte vor allem auf die deutliche Zunahme der Produktion „kleiner“ geschweißter Stahlrohre bis 406 mm Außendurchmesser in der Volksrepublik. Freilich konnten in diesem Marktsegment die EU-Hersteller ihre Produktion ebenfalls ausweiten. Auch die Großrohrproduktion legte 2015 weltweit zu, wobei hier außer den Produktionsausweitungen in China auch die in der GUS und in den USA zu Buche schlugen.

Ein schlechtes Jahr war 2015 besonders für Fracking-Unternehmen in Nordamerika, die nach Verbandsaussagen vielfach die Produktion einstellen mussten. Grund war der Einbruch der Rohölpreise, die zum Jahresende sogar die Werte des Krisenjahres 2008 unterschritten. Denn aufgrund des Rohöl-Überangebotes auf den Weltmärkten stellte die Energieindustrie die Investitionstätigkeit weitgehend ein. Dass die Preise für Erdgas ebenfalls weiter zurückgingen, war in dieser Situation keine Hilfe für die Zulieferindustrie, deren Umsätze teilweise um über 50 Prozent zurückgingen.

Verbesserte Perspektiven

Nach Einschätzung der Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre haben sich die Perspektiven für die Stahlrohrindustrie inzwischen wieder verbessert. So beginne sich die „nach dem Einbruch der Rohölpreise seit dem Jahr 2015 praktisch zum Erliegen gekommene Investitionstätigkeit der Energieindustrie zu normalisieren“. Neben dem daraus resultierenden Nachholbedarf sollte die Branche von den zyklisch steigenden Rohstoff- und Stahlpreisen sowie einer weiterhin robusten Konjunktur in den Industrieländern profitieren können. Eine wichtige Rolle spielen dabei die relativ günstigen Energiepreisen, eine expansive Fiskalpolitik und die günstige Euro-Dollar-Relation. Darüber hinaus erwartet der Verband von einer absehbar expansiveren Wirtschaftspolitik und wieder stärker auf fossile Energieträger ausgerichteten Energiepolitik in Nordamerika positive Effekte für die Stahlrohrindustrie. 

Quelle: Messe Düsseldorf, Grafik: Wirtschaftsvereinigung Stahlrohre

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