Europäische Stahlindustrie dem Netto-Null-Ziel einen Schritt näher
von Hubert Hunscheidt
Die Entscheidung des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie (ITRE) des Europäischen Parlaments, alle Stahldekarbonisierungstechnologien als Netto-Null-Technologien anzuerkennen und verbindliche Nachhaltigkeitskriterien für saubere Technologien in der öffentlichen Beschaffung einzuführen, ist eine positive Entwicklung für die Dekarbonisierung des Stahlsektors. Diese neuen Maßnahmen, die im Net Zero Industry Act (NZIA) enthalten sind, können eine schnellere Umsetzung von EU-Projekten zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie im industriellen Maßstab gewährleisten. Es sei nun entscheidend, die Dynamik für einen erfolgreichen Übergang aufrechtzuerhalten, so die European Steel Association.
"Stahlunternehmen haben umfangreiche Investitionen in mehreren EU-Mitgliedstaaten angekündigt, wobei bahnbrechende kohlenstoffarme Projekte bereits für die Jahre 2025 und 2026 geplant sind. Die heutige Abstimmung bringt die europäische Stahlindustrie ihrem Ziel der Netto-Null-Emissionen einen Schritt näher. Innovative Verfahren wie die wasserstoffbasierte Stahlerzeugung und die Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung werden nun von schnelleren Genehmigungsverfahren profitieren. Gleichzeitig wird die Einführung von Nachhaltigkeitskriterien in allen öffentlichen Ausschreibungen für Netto-Null-Technologien dazu beitragen, die dringend benötigten Leitmärkte für grüne Produkte zu schaffen", sagte Axel Eggert, Generaldirektor des europäischen Stahlverbandes EUROFER.
Die vom ITRE-Ausschuss vorgeschlagenen Bestimmungen bekräftigen das Prinzip der Technologieneutralität und erkennen an, dass wasserstoff- und strombasierte Technologien sowie Technologien zur Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS) eine wesentliche Rolle bei der Erreichung der EU-Klimaziele spielen. Der ITRE-Bericht betont jedoch, dass CCUS nur funktionieren können, wenn ein umfassender Ansatz für die Wertschöpfungskette entwickelt wird, der Infrastruktur, grenzüberschreitende Transportvorschriften und Standardisierung berücksichtigt.
Insgesamt werden die Maßnahmen das Risiko verringern, dass der Übergang durch langwierige und komplexe Verwaltungsverfahren verzögert wird, und gleichzeitig die Umweltvorteile belohnen, indem sie die Verwendung kohlenstoffarmer Komponenten und Materialien mit einem Aufpreis fördern, wie z. B. Stahl, der für viele Wertschöpfungsketten im Bereich der sauberen Technologien - von der Windenergie bis zu Elektrofahrzeugen - unerlässlich ist.
"Die nächsten Schritte werden entscheidend sein, um unserer Branche die richtigen Bedingungen zu bieten, damit sich Investitionen in die Dekarbonisierung auszahlen. Leitmärkte können hilfreich sein, aber wir müssen noch genügend finanzielle Anreize schaffen, um mit unseren globalen Wettbewerbern gleichzuziehen. Die EU kann es sich nicht leisten, zurückzubleiben, wenn wir die Führung im Rennen um saubere Technologien übernehmen und unsere strategische Autonomie in einer Welt mit wachsenden geopolitischen Risiken sichern wollen", betonte Eggert. "Wir sind bereit, mit Parlament und Rat zusammenzuarbeiten. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sie zusammenarbeiten, um eine rasche Kompromissvereinbarung zu erzielen, die die Bemühungen der EU-Industrie zur Dekarbonisierung auf diesem schwierigen Weg unterstützt", schloss er.
Quelle: EUROFER / Foto: marketSTEEL