EU-Stahlmarkt: Importe aus Drittländern nehmen zu
von Alexander Kirschbaum
Dem europäischen Stahlverband EUROFER zufolge stieg der Stahlverbrauch in der EU im ersten Quartal 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 %. "Die Importe stiegen im ersten Quartal 2016 um 24 % gegenüber dem Vorjahr, aber die EU-Inlandslieferungen fielen um 1 %. Dies zeigt, dass wieder einmal Lieferanten aus Drittländern von dem bescheidenen Wachstum der Nachfrage profitierten und sich einen immer größeren Teil am EU-Stahlmarkt sichern. Während die Lieferungen aus China in die EU auf einem hohen Niveau blieben, drängen zunehmend auch Lieferanten aus anderen Drittländern, wie Japan, Südkorea, Iran, Weißrussland, Russland und der Ukraine, in den noch relativ offenen EU-Markt", so EUROFER Generaldirektor Axel Eggert.
Im zweiten Quartal 2016 sieht die Lage auf dem EU-Stahlmarkt ähnlich aus. Die Nachfrage blieb annähernd auf dem Niveau des Vorquartals, während sich die Importe weiter erhöhten. Für die zweite Jahreshälfte rechnet der Verband mit einem Stahlverbrauch etwa auf dem Niveau der Vergleichsperiode 2015. Für das Gesamtjahr 2016 prognostiziert EUROFER einen Anstieg der europäischen Stahlnachfrage um rund 1 %. "Solange weltweite Überkapazitäten bestehen und die Behörden in anderen Ländern besser auf unfaire Handelsmethoden reagieren, ist die Stabilität des Stahlmarktes in der EU gefährdet", so Eggert weiter.
Abnehmerbranchen in der EU
Die stahlverbrauchenden Sektoren in der EU verzeichneten im ersten Quartal 2016 einen um 1,8 % erhöhten Bedarf. Durch den milden Winter wurde die Arbeit an Bauprojekten fortgesetzt oder neue Projekte früher begonnen als geplant. Auch die Automobilbranche wuchs erneut kräftig, einzig der Stahlrohrsektor blieb ein Hemmschuh für das Wachstum. Die ersten Schätzungen für das zweite Quartal 2016 sind laut EUROFER relativ positiv und signalisieren eine leichte Beschleunigung der Nachfrage in den wichtigen Abnehmerbranchen der europäischen Stahlindustrie.
Die Aussichten für die zweite Jahreshälfte sind positiv. So dürfte sich die Situation auch in investitionsintensiven Branchen wie dem Maschinenbau und der Stahlrohrbranche verbessern. Im Jahr 2017 dürften die Investitionen weiter steigen und auch der internationale Handel wird dem europäischen Stahlverband zufolge stärker zum Wachstum beitragen.
Die leicht positiven Fundamentaldaten untermauern laut dem Verband die Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung in der EU. Während die Aussichten für die Inlandsnachfrage relativ günstig sind, sind Prognosen hinsichtlich Investitionen und Exporte aufgrund des geplanten EU-Austritts Großbritanniens von einer erhöhten Unsicherheit geprägt.
Quelle: EUROFER Vorschau-Foto: Fotolia