Erstes deutsches LNG-Terminal in Brunsbüttel

von Hubert Hunscheidt

Erst vor wenigen Tagen ist das „Memorandum of Understanding“ unterzeichnet worden, um in Brunsbüttel zügig das erste deutsche LNG-Terminal zu errichten. Jetzt legt RWE nach. In unmittelbarer Nähe will das Unternehmen zeitnah ein weiteres Projekt realisieren: ein Terminal für grüne Energieimporte. Dabei setzt RWE auf grünen Ammoniak* als wettbewerbsfähigstes Wasserstoffderivat mit dem technologisch höchsten Reifegrad. Das Vorhaben soll dazu beitragen, die spätere Umstellung des gesamten Standorts auf grüne Moleküle zu erleichtern. Damit unterstreicht RWE den Anspruch, als Anteilseigner des LNG-Terminals ein besonderes Augenmerk auf dessen grüne Umrüstung zu legen. Brunsbüttel kann so zu einem Leuchtturm für die Dekarbonisierung der Industriegesellschaft werden.

Der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Robert Habeck, hierzu: „Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat mehr als deutlich gemacht, dass wir von russischen Energieimporten unabhängig werden müssen. Das LNG-Terminal in Brunsbüttel ist hierfür ein wichtiger Baustein, denn es erweitert unsere Importmöglichkeiten. Jetzt kommt ein zweites zentrales Vorhaben von RWE dazu: ein Terminal für grüne Energieimporte. Grüner Ammoniak als verflüssigtes Wasserstoffderivat kann einen wichtigen Beitrag zur Versorgung Deutschlands mit grünem Wasserstoff leisten. Gleichzeitig können wir mit diesem Vorhaben wichtige Erfahrungen sammeln für die Umstellung von LNG auf grünen Wasserstoff beziehungsweise Wasserstoffderivate.“

Dr. Markus Krebber, Vorstandsvorsitzender der RWE AG, erläutert: „Es ist jetzt noch wichtiger, Klimaschutz und Versorgungssicherheit gemeinsam zu denken. Genau das tun wir, indem wir uns einerseits einbringen in die Realisierung des ersten LNG-Terminals. Und anderseits ein Ammoniak-Terminal errichten, mit dem wir hier am Standort den Import grüner Moleküle für die Dekarbonisierung der Industrie vorantreiben. In dieses Leuchtturmprojekt wollen wir die gesamte Wertschöpfungskette einbeziehen – vom Import über die Umwandlung bis hin zu Transport und Einsatz bei Industriekunden. Davon wird der gesamte Standort profitieren.“

Über das Terminal sollen bereits ab 2026 jährlich rund 300.000 Tonnen grüner Ammoniak in Deutschland ankommen und an Kunden weiterverteilt werden. Im nächsten Schritt ist geplant, an dem Terminal einen Cracker in großindustriellem Maßstab zu errichten, um grünen Wasserstoff auch vor Ort zu produzieren. Dieser soll dann über eine eigene H2-Pipeline zu industriellen Abnehmern transportiert werden. Mit dieser Ausbaustufe ist zugleich eine Ausweitung der Ammoniak-Menge auf zwei Millionen Tonnen pro Jahr vorgesehen. Das Terminal steht somit am Anfang einer grünen Importinfrastruktur, an deren Ende klimafreundliche Produktionsprozesse stehen. Mit seinem direkten Zugang zu Nord- und Ostsee und dem Anschluss an europäische Binnenwasserwege bietet der Standort Brunsbüttel ideale logistische Bedingungen für das Projekt. Die Brunsbüttel Ports GmbH unterstützt das Vorhaben mit Fläche sowie als Logistikpartner mit Hafeninfrastruktur zur Entladung der Tankschiffe.

Zum Erreichen der Klimaziele wird die Nachfrage nach grünen Molekülen in der Zukunft stark steigen. Um den Bedarf für die Dekarbonisierung der Industrie zu decken, braucht Deutschland neben einer eigenen Wasserstofferzeugung den Zugang zu grünen Molekülen aus anderen Teilen der Welt. Hierfür soll das grüne Ammoniak-Terminal einen wichtigen Anknüpfungspunkt bieten.

RWE rechnet mit Investitionen im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Voraussetzungen für eine zügige Umsetzung sind pragmatisches Handeln, zügige Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie eine kurze Bauzeit bei hohen Sicherheitsstandards.
Das grüne Ammoniak-Terminal und die Transportinfrastruktur schaffen somit eine gute Basis um den Standort schon heute für die Zeit vorzubereiten, wenn Energieimporte nur noch grün sein werden.

Quelle und Foto: RWE AG

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