Erfolgreicher Test des industriellen Einsatzes von Wasserstoff in einem Recyclingofen

von Hubert Hunscheidt

Novelis Inc., ein führender Anbieter nachhaltiger Aluminiumlösungen und weltweit führend im Walzen und Recycling von Aluminium, gab bekannt, dass es erfolgreich Wasserstoff als Brennstoff zur Beheizung eines Recyclingofens in seinem britischen Werk in Latchford, Warrington, getestet hat. Die Tests wurden im Rahmen eines britischen Regierungsprogramms zur Dekarbonisierung in Zusammenarbeit mit Progressive Energy, einem unabhängigen britischen Energieunternehmen, durchgeführt. Dafür mussten neue Brenner, Regeneratoren und Ofenauskleidungen installiert werden. Der Einsatz von Wasserstoff anstelle von Erdgas in einem Schmelzofen kann die CO₂-Emissionen um bis zu 90 % reduzieren.

Nachhaltigkeit als Unternehmensziel

„Die Erschließung erneuerbarer Energiequellen wie Wasserstoff, Investitionen in neue Technologien und die Reduzierung der Energieintensität sind Teil unserer 3x30 Vision, um Aluminium mit nachhaltigen, zirkulären Lösungen als bevorzugtes Material zu etablieren“, erklärt Emilio Braghi, Executive Vice President von Novelis Inc. und Präsident von Novelis Europe. „Mit der erheblichen Erweiterung unserer lokalen Recyclingkapazitäten verwandeln wir den Standort Latchford in einen Prototyp für Aluminiumproduktion mit hohem Recyclinganteil und geringen CO₂-Emissionen.“

Testreihen zur Wasserstoffnutzung

Die Sicherheit hatte bei dem Wasserstoff-Pilotprojekt oberste Priorität. Deshalb wurden mehrere Testreihen durchgeführt, bei denen unterschiedliche Mischverhältnisse von Wasserstoff und Erdgas (30 % bis 100 %) getestet wurden, um die Auswirkungen auf die bestehende Infrastruktur und die technische Kompatibilität der Anlagen zu bewerten. Während der Testphase wurden mehrere hundert Tonnen Aluminiumschrott der 3000er-Legierungsserie eingeschmolzen und zu Barren gegossen. Zudem wurden alle relevanten Parameter erfasst, um mögliche Auswirkungen auf Produktqualität, Produktionsprozesse, Betriebsumgebung und Emissionen zu analysieren.

Die weitere Verarbeitung, einschließlich Walzen und Oberflächenveredelung, wird nun in anderen europäischen Novelis-Werken erfolgen, um die tatsächlichen End-to-End-Parameter eines wasserstoffbasierten, recycelten Aluminiumlegierungsprozesses zu bestimmen. Nach Abschluss der Auswertung wird ein umfassender Bericht im Rahmen des britischen Regierungsprogramms Industrial Fuel Switching noch in diesem Jahr veröffentlicht.

Pionierarbeit für die Aluminiumindustrie

„Die Verwendung von Wasserstoff ist in der Aluminiumindustrie noch nicht weit verbreitet, und wir sind sehr stolz darauf, als eines der ersten Unternehmen diesen neuen Brennstoff in einem industriellen Maßstab unter realen Bedingungen getestet zu haben“, sagt Allan Sweeney, Werksleiter von Novelis Latchford. „Die Ergebnisse aus Latchford werden die weitere Forschung zur potenziellen Einführung von Wasserstoff in unseren weltweiten Recyclingprozessen vorantreiben.“

Das Demonstrationsprojekt von Novelis Latchford ist Teil des britischen Regierungsprogramms Industrial Fuel Switching Competition. Es wird mit einem Zuschuss von 4,6 Millionen Pfund aus dem 1-Milliarde-Pfund-Net-Zero-Innovationsportfolio gefördert und ist in das umfassendere regionale HyNet-Projekt eingebunden. Das Programm soll Industriebetriebe dabei unterstützen, ihre CO₂-Emissionen durch den Umstieg von Erdgas auf kohlenstoffarmen Wasserstoff zu senken. Als führendes britisches Industrie-Dekarbonisierungscluster wird HyNet die Industrie im Nordwesten Englands und in Nordwales dekarbonisieren, indem es kohlenstoffarmen Wasserstoff produziert, transportiert und speichert sowie CO₂-Emissionen aus der Industrie mithilfe von Carbon-Capture-Technologien einfängt. Novelis ist seit 2017 Partner im HyNet-Projekt und unterstützt die Entwicklung der regionalen Infrastruktur.

Darüber hinaus führt Novelis eigene Machbarkeitsstudien zur Nutzung von Wasserstoff als direkter Ersatz für Erdgas durch. Generell erforschen die Forschungs- und Entwicklungsteams von Novelis weltweit auch den Einsatz von Plasma- und Elektrizitätslösungen zur Energieversorgung der Produktionsanlagen.

Erweiterung der Recyclingkapazitäten und ehrgeizige Klimaziele

Wie im Juli 2024 angekündigt, investiert Novelis rund 90 Millionen US-Dollar, um die Recyclingkapazität für gebrauchte Getränkedosen (UBCs) in seinem Werk in Latchford zu verdoppeln. Das Projekt wird die Recyclingkapazität der Anlage um 85 Kilotonnen pro Jahr erhöhen und die CO₂-Emissionen von Novelis Europe jährlich um mehr als 350.000 Tonnen reduzieren. Die Inbetriebnahme ist für Dezember 2026 geplant.

Im Rahmen der neuen Novelis 3x30 Vision hat sich das Unternehmen zudem ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele gesetzt, die bis 2030 erreicht werden sollen. Dazu gehören:

  • Erhöhung des Recyclinganteils von derzeit 63 % auf 75 %,
  • Reduzierung der CO₂-Emissionen auf weniger als 3 Tonnen CO₂ pro Tonne ausgeliefertem Aluminium,
  • Weiterführung der Industrieumstellung auf Kreislaufwirtschaft durch Investitionen in neue Technologien.

Diese Maßnahmen ergänzen das langfristige Ziel des Unternehmens, bis spätestens 2050 klimaneutral zu sein. Neben dem verstärkten Einsatz von Recyclingmaterial sind die Dekarbonisierung der Schmelzprozesse und die Nutzung alternativer Energiequellen entscheidende Hebel, um kohlenstoffarmes, hochgradig nachhaltiges Aluminium bereitzustellen.

Quelle: Novelis Inc.

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